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Mahnwache: Gedenken an ermordete Hatun Sürücü

Mit einer Mahnwache ist in Berlin-Tempelhof an die vor zwei Jahren ermordete Deutsch-Türkin Hatun Sürücü erinnert worden. Türkische Vereine blieben der Veranstaltung fern.

Berlin - Rund 50 Politiker der Grünen und des Bezirkes sowie Freundinnen der Toten legten am Tatort in der Oberlandstraße Kränze nieder und stellten Fotos auf. Die 23 Jahre alte Mutter eines damals fünfjährigen Sohnes war an einer Bushaltestelle von ihrem jüngeren Bruder durch mehrere Schüsse getötet worden, weil er ihren westlichen Lebensstil als Kränkung der Familienehre empfunden hatte.

Grünen-Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig und der Bürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Ekkehard Band (SPD), erinnerten an den so genannten Ehrenmord, der bundesweit Entsetzen und eine Debatte über die Integrationspolitik ausgelöst hatte. Sie mahnten, dass Frauenrechte als Menschenrechte geachtet werden müssten.

Türkische Vereine ferngeblieben

Als "makaber" empfanden die Teilnehmer nach Darstellung Eichstädt-Bohligs den Auftritt eines Mannes, der sich als Familienhelfer der Sürücüs vorgestellt und über deren Trauer gesprochen habe. Der jüngere Bruder der Toten war wegen Mordes zu einer Jugendstrafe von neun Jahren und drei Monaten Haft verurteilt, zwei mitangeklagte Brüder mangels Beweisen freigesprochen worden.

Enttäuscht äußerte sich die Grünen-Fraktionschefin darüber, dass die türkischen Vereine der Mahnwache ferngeblieben seien. Sie hätte eine "solche Geste" erwartet, um zu zeigen, dass sie sich ernsthaft mit Ehrenmorden auseinandersetzten. Für den Abend luden die Grünen zu einer Filmvorführung mit anschließender Diskussion im Abgeordnetenhaus ein, zu der unter anderen Grünen-Parteichefin Claudia Roth erwartet wurde. (tso/ddp)

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