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European Maccabi Games 2015 in Berlin: Im Olympiapark haben die ersten Wettkämpfe begonnen.

© DAVIDS/Sven Darmer

Makkabiade in Berlin: Gute Stimmung, aber noch wenig Zuschauer

Die Atmosphäre ist locker, die Athleten schwitzen: Die Makkabiade läuft. Nur das Interesse der Berliner könnte größer sein.

Die Arme gekreuzt, die Augen hinter seiner Ray-Ban-Brille verborgen, steht der Mann an der Hanns-Braun-Straße, am Eingang zum Olympiapark. Zivile Kleidung, Knopf im Ohr, wirft er einen genauen Blick auf die Arbeit der Sicherheitsleute an der Eingangsschleuse der European Maccabi Games 2015. Jedes Auto untersuchen sie mit einem Spiegel auf Bomben, jeden Besucher mit dem Metalldetektor. Plötzlich wird der Mann unruhig – die Sicherheitsleute haben sich zu einem Schwätzchen mit einem Gast hinreißen lassen und dessen Rucksack kurz vergessen. Mit knappen Worten weist er sie auf Englisch zurecht: „Jeder Rucksack muss kontrolliert werden. Absolut jeder. Danke.“ Die Sicherheitsleute tauschen Blicke. Wer ist dieser Mann? „Der kommt von den Organisatoren“, murmelt einer. Genauer wird er nicht.

Ein Zwischenfall wäre eine Katastrophe

Ein Zwischenfall beim 14. jüdisch-europäischen Sportfest, das bis zum 5. August in Berlin ausgetragen wird, wäre eine Katastrophe für alle Beteiligten – nicht nur für die Veranstalter, sondern auch für die Polizei, das Land Berlin und die Bundesregierung. Wohl auch deshalb sind allenthalben uniformierte Polizisten zu sehen. Sie halten sich im Hintergrund, sind aber stets präsent. Lächelnde Beamte verteilen Infozettel auf Deutsch, Englisch und Hebräisch: Sie warnen die Athleten vor falschen Polizisten, vor Taschendieben und Hütchenspielern – vor Neonazis oder Islamisten aber nicht. Berlin ist sicher, das ist ihre Botschaft.

„Wir wollen beweisen, dass jüdisches Leben in Deutschland nur 70 Jahre nach der Schoah nicht nur möglich, sondern auch großartig ist“, sagt Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland und hartgesottener Verteidiger bei der deutschen Fußballmannschaft. Badmintonspieler Joseph Gavzey aus London hat er schon überzeugt. „Berlin ist eine wunderbare Stadt mit netten Leuten. Schlechte Erfahrungen habe ich keine gemacht“, sagt der 15-Jährige, während sich der deutsche Badmintonmeister Marc Zwiebler – einer der prominenten „Sportpaten“ der Makkabiade – einen Schlagabtausch mit gleich vier Jugendlichen der türkischen Delegation liefert – mit dem Federball, versteht sich. Zwiebler bespielt alle vier zugleich, zeigt Trickschläge und Schmetterbälle. Das fachkundige Publikum honoriert Zwieblers Show mit Szenenapplaus.

Eine Brücke mit Hilfe des Sports

Nichts sei so gut geeignet wie der Sport, um eine Brücke zwischen den Kulturen zu schlagen, sagt Alon Meyer. Für die Familie von Hans-Dieter Schabram ist diese Brücke längst gelebte Realität. Schabrams Tochter hat einen Israeli geheiratet, die Enkelkinder Mia und Liam sprechen Deutsch und Hebräisch. Der elfjährige Liam ist begeisterter Sportler – da war eine Stippvisite während der Ferien in Berlin fast schon Pflichtprogramm. „Dieses Fest ist in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung“, sagt Schabram, „nur der Zuspruch der Berliner könnte größer sein – das ist ein bisschen betrüblich.“

Tatsächlich haben sich an diesem Mittwochmittag nur wenige Zuschauer auf dem 130 Hektar großen Gelände des Olympiaparks eingefunden, um bei einer Falafel im Brot (4,50 Euro) oder einem Bier aus der Maccabi-Brauerei (3,50 Euro) die Athleten anzufeuern. Wettkämpfe im Schwimmen, in Badminton sowie in Fußball und seiner Hallenvariante Futsal – mit 30 gemeldeten Mannschaften übrigens die beliebteste Sportart der Makkabiade – stehen auf dem Programm. Die Sportler legen sich mächtig ins Zeug, vom Spielfeldrand feuern Trainer und Verwandte leidenschaftlich an. Die Stimmung ist locker und sehr familiär – wohl auch, weil alle Teilnehmer zusammen im Hotel Estrel untergebracht sind und sich auf gemeinsamen Ausflügen zum Holocaustmahnmal und zur Gedenkstätte Sachsenhausen kennengelernt haben.

Erst am Nachmittag bilden sich kurze Schlangen vor den Eingängen – obwohl der Eintritt frei ist. Zum Wochenende, wenn die Wettkämpfe in vielen Sportarten in die entscheidende Phase gehen, soll es aber wesentlich voller werden. Auch Hans-Dieter Schabram und seine Enkel wollen dann wieder vorbeischauen.

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