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Berlin: Makler entführt

Unbekannte brachten Immobilienhändler in ihre Gewalt und raubten seine Villa aus

Bei einer spektakulären Kurzentführung ist unbekannten Tätern eine sechsstellige Summe Bargeld in die Hände gefallen. Die Männer hatten in der Nacht zu Dienstag den Immobilienmakler und Kunstsammler Ottmar N. vor seinem Haus in Dahlem in ein Auto gezerrt. Doch die Kidnapper hatten es nicht auf Lösegeld abgesehen: Sie nahmen dem Makler seinen Schlüsselbund ab – sie wussten offensichtlich, dass bei ihm was zu holen ist. Rund zwei Stunden später – nachdem die Täter im Haus des allein lebenden Mannes waren, den sie vermutlich unter Bewachung zurückgelassen hatten – ließen sie den 48-Jährigen in der Nähe des Tatorts wieder frei. Wie es hieß, rannte N. sofort zu seiner Villa, um zu sehen, was geraubt wurde. Dann rief er die Polizei. Offiziell machten Polizei und Justiz gestern keine Angaben zu dem Fall, „aus ermittlungstaktischen Gründen“, wie es hieß. Eine Mordkommission übernahm die Ermittlungen, wie immer bei Entführungen.

Zwischen dem Ort der Entführung und dem der Freilassung liegen nur etwa 500 Meter, dazwischen liegt der Universitätskomplex der Rost- und Silberlaube der FU. Ottmar N. war 2001 mit seinem Immobilienunternehmen von Frankfurt (Main) nach Berlin gewechselt. Wie es auf seiner Homepage heißt, gehören zu der Immobiliengruppe 6000 Wohnungen mit einem Marktwert von 250 Millionen Euro. Wenn die Verbrecher sich auf dieser Internetseite umgesehen haben, dürfte ihnen auch die Kunstsammlung von N. aufgefallen sein: Dort werden einige Gemälde in seinem Besitz vorgestellt, darunter welche von Picasso, Baselitz, Christo und Warhol. Von diesen Bildern, die nach Angaben einer Kunstexpertin einen Millionenwert repräsentieren, wurde jedoch keines geraubt. Möglicherweise hängen sie nicht in der Villa.

Ottmar N. soll es gut gehen, zu sprechen war er gestern nicht. „Das ist nicht in seinem Interesse“, hieß es in seinem Büro. Geschäfte macht N. mit seinem Unternehmen vor allem in Deutschland und sei kurzem auch mit Landhäusern auf Mallorca. Auf der Baleareninsel gehört ihm auch ein Weingut.

Nach Einschätzung von Ermittlern haben die Täter ihr Opfer genau ausgekundschaftet. Ende 2003 hatten es zwei ähnliche Fälle gegeben, bei denen wohlhabende Menschen vor oder in ihren Häusern überfallen wurden. Die Täter wurden zu langen Haftstrafen verurteilt.

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