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Gefragt. Wohnungen mit Balkon nahe am Himmel über Berlin.

© Imago

Makler in Berlin jubeln über Rekordumsätze: Neue Wohnungen - nur für Spitzenverdiener

Ein Koffer in Berlin, das reicht den meisten nicht mehr aus, die Wohnung muss es sein. Und die Makler jubeln über Rekordumsätze. Das Problem: Neuen Wohnraum brauchen vor allem jene, die sich die Spitzenmieten nicht leisten können.

15000 Euro pro Quadratmeter – das zahlen Käufer für eine Eigentumswohnung in Berlin: am Hackeschen Markt, Unter den Linden oder am Gendarmenmarkt. Für halb so viel Geld (7500 Euro je Qm) wechselten Wohnungen in guten Lagen von Kreuzberg den Eigentümer. Stark nachgefragt außerdem: Immobilieneigentum in Prenzlauer Berg, Wilmersdorf und Schöneberg. Dies meldet das Maklerhaus Engel&Völkers in seinem aktuellen Marktbericht und beruft sich dabei auf Zahlen des unabhängigen Gutachterausschuss für Grundstückswerte für 2012.

Weil jeder eine eigene Adresse in Berlin haben will, melden die Gutachter Verkaufsrekorde aus der Hauptstadt: Eigentumswohnungen im Wert von 3,8 Milliarden Euro wechselten den Eigentümer. Damit stieg der Umsatz um mehr als eine halbe Milliarde Euro (549 Millionen) gegenüber dem Vorjahr. Kunden aus Italien, Israel, Russland, USA und China zählen die Makler auf. Sie vergleichen die Immobilienpreise in Berlin mit den höheren Werten in anderen europäischen Metropolen und spekulieren auf Geldvermehrung: „Die Miet- und Kaufpreise in Berlin sind im internationalen Vergleich weitestgehend günstig“, so der Bericht – dass die Einkommen in der Stadt weit unter dem Durchschnitt europäischer Metropolen liegt, wird nicht erwähnt.

305.000 Euro kostet eine Wohnung im Schnitt

305.000 Euro – so viel kostete eine Eigentumswohnung in Berlin im Durchschnitt. Das waren vier Prozent mehr als im Jahr zuvor (2011). Vor allem sanierte Wohnungen in Altbauten seien gefragt, wobei die meisten Käufer eine Größe zwischen 100 und 250 Quadratmeter bevorzugten. Auch die Einstiegspreise von Ein- und Zweifamilienhäuser lägen höher als zuvor: In einfachen Wohnlagen seien sie von 120.000 Euro (im Jahr 2012) auf 130.000 Euro (in 2013), in sehr guten Lagen von 500.000 Euro auf 550.000 Euro gestiegen. Ein- und Zweifamilienhäuser im Wert von knapp einer Milliarde Euro seien im Jahr 2012 verkauft worden.

Steigende Preise sagt der Bericht auch in diesem Jahr voraus - und zwar „in allen Segmenten“. Eine besondere Erwähnung ist den Maklern Neukölln wert, nahe Tempelhofer Feld. Seit langem und unverändert nachgefragt seien außerdem „ruhige Villenlagen im Grünen“. Zehlendorf und Frohnau sowie die Wasserlagen von Köpenick zählen dazu.

Kein Ende des Bevölkerungswachstums in Berlin sagt eine weitere Studie der Makler von „City-Report“ voraus: 3,7 bis 3,9 Millionen Menschen werden im Jahr 2030 in Berlin leben, lautet die Prognose. Hinter München werde Berlin mit einem Bevölkerungsplus von 14,6 Prozent bundesweit an zweiter Stelle stehen. 260000 Wohnungen müssten gebaut werden, um die vielen Neuberliner unterzubringen. Dieser Bedarf könne „nicht annähernd gedeckt“ werden.

Zu viele teure, zu wenig günstige Wohnungen

Dennoch kommen die Verfasser des City-Reports zu einem anderen Ergebnis als ihre Kollegen:„Die Mietpreisspitzen bei Neubau- und bei Neuvertragsmieten spiegeln einen nur marginalen und nicht repräsentativen Marktanteil im gehobenen Wohnungssegment“. Einfach ausgedrückt: Wer es sich leisten kann, findet eine schöne teure Wohnung, der „Nachfrageboom“ aber liegt bei einer „Mietergruppe mit „unzureichenden Wohnkaufkraft“. Diese Gruppe kann keine der neu entstehende Wohnungen kaufen und auch keine Spitzenmieten zahlen.
Passend dazu meldet der Berliner Mieterverein: „Fast zwei Drittel der Berliner haben Anspruch auf einen Wohnberechtigungsschein“. Deshalb sollten zwei Drittel der neu zu schaffenden Wohnungen nicht mehr Miete als 7,50 Euro pro Quadratmeter nettokalt kosten. Dies ist zurzeit nicht auch nur annähernd der Fall.

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