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Berlin: Malen, lesen, singen: Grass-Festspiele in Berlin

Der Nobelpreisträger tritt in zwei Tagen dreimal auf

Ferkeleien am Lützowplatz! Günter Grass, Deutschlands Oberliterat von 75 Jahren, hat Gedichte gedichtet, Bilder gemalt und Plastiken modelliert, welche zwar unter dem keuschen Titel „Letzte Tänze“ stehen, die jedoch, zum Teil jedenfalls, schöne, wenn auch selten räusperfrei beschriebene Liebesszenen illustrieren, und das explizit. Zur Orientierung bei den Zeichnungen: Die Farbe der Verfänglichen ist Rötlichbraun, die der unverfänglichen schwarz. Bis zum 2. November werden (neben alten Bildern) diese Plastiken, Zeichnungen, Druckgrafiken und Texte im Haus am Lützowplatz gezeigt.

Das Buch „Letzte Tänze“, in dem neben den Gedichten auch die Grafiken gedruckt sind, ist gerade erschienen (Steidl Verlag, 35 Euro) und hat, wen sollte das verwundern, sehr unterschiedliche Reaktionen hervorgerufen. Bis auf ein Gedicht, da geht es nicht um Menschenliebe, sondern um einen toten Hund, seien die Texte doch „sehr entbehrlich“, so urteilte die „Neue Zürcher Zeitung“, die „Insignien stolzer Männlichkeit – ,was Wunder! / er steht‘“ – findet der Kritiker allzu „treuherzig penetrant“. Dagegen singt FreundFeind Reich-Ranicki ein Hohelied auf Grassens Kunst, und er zitiert sehr viel, zum Schluss nicht Grass, sondern Thomas Mann (hier das Zitat des Zitats): „auch das Zitieren ist eine Form der Dankbarkeit“.

Zur Eröffnung der Ausstellung am Sonntag kam Günter Grass, hörte sich die Reden an und unterschrieb dann viele Bücher – um sogleich weiterzueilen, nicht weit, nur in die benachbarte Urania. Hier las der Dichter, der auch Bildhauer, Zeichner und Nobelpreisträger ist, seine Gedichte vor, Gedichte über „Letzte Tänze“.

Und da er schon mal in der Stadt ist, in der er lange Jahre lebte, stellt Grass sich heute abend mit seiner Tochter Helene auf die Bühne des Berliner Ensembles – um zu singen: Volkslieder aus der Sammlung „Des Knaben Wunderhorn“. dae

„Letzte Tänze“, Ausstellung im Haus am Lützowplatz in Tiergarten, dienstags bis sonntags 11-18 Uhr. „Des Knaben Wunderhorn“, Günter Grass und Tochter Helene Grass lesen und singen Texte aus der Volksliedersammlung, Berliner Ensemble, Montag 20 Uhr.

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