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Abgetaucht. Bauleiter- und Unternehmer Andreas Fettchenhauer, hier bei einem Baustellenrundgang im Mai, ist seit der Insolvenz seiner Firma nicht mehr zu erreichen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mall of Berlin: Rumänen kämpfen um Lohn - Bauherr setzt auf Reitturniere

Während rumänische Bauarbeiter der Mall of Berlin am Leipziger Platz bisher vergeblich auf ihre Löhne warten, finanziert der insolvente Bauunternehmer Andreas Fettchenhauer Reitturniere in Brandenburg. Wie geht das zusammen?

Ungefähr zu der Zeit, als der rumänische Arbeiter Droma Bogdan aus Protest wegen ausbleibender Lohnzahlungen seine Schlafstätte auf offener Straße vor der „Mall of Berlin“ aufgebaut hatte, da wurden in Neustadt (Dosse) 2,37 Meter aufgelegt für den Springreiter Thomas Kleis. So hoch ist noch kein Pferd gesprungen, der Weltrekord sollte fallen beim „AFP Jumping Trophy“. Aber Kleis riss. Preisgelder in fünfstelliger Höhe verteilte Veranstalter Andreas Fettchenhauer trotzdem im Brandenburgischen, während er in Berlin mit einer anderen Firma offene Rechnungen in Millionenhöhe anhäufte – bis die Firma zusammenbrach.

Höhenflug in Brandenburg, Pleite in Berlin – Andreas Fettchenhauer liebt die Extreme, so scheint es. Zu erreichen ist er für Nachfragen nicht mehr, seitdem er am 8. Dezember Insolvenz angemeldet hat für seine Baufirma „Fettchenhauer Controlling und Logistic“. Zu spät kam das Eingeständnis, nicht zahlen zu können, behaupten leer ausgegangene Subunternehmer. Wochen vorher hatten sie bereits Strafanzeige gegen Fettchenhauer erstattet wegen „Insolvenzverschleppung“.

Die Anzeige datiert vom 24. November, kurze Zeit nach dem Ende des viertägigen Reitturniers von Fettchenhauer. Wie geht das: Insolvenz anmelden in Berlin – und in Brandenburg durchstarten mit einer anderen Firma, der „Andreas Fettchenhauer Pferdesport GmbH“ (AFP)?

Rumänische Arbeiter demonstrieren für einen Boykott der „Mall of Shame“.
Rumänische Arbeiter demonstrieren für einen Boykott der „Mall of Shame“.

© DAVIDS

Warum eigentlich nicht, so die Antwort frei nach Fettchenhauer, an der Pleite seien die anderen schuld: „Nach Angaben der Geschäftsführung von Fettchenhauer Controlling & Logistic sei der Insolvenzantrag notwendig geworden, da der Auftraggeber des Generalübernehmers unerwartet die Zahlungen eingestellt hat“, lässt der Insolvenzverwalter verbreiten. Fettchenhauers Auftraggeber ist der Entwickler der Mall of Berlin, Harald G. Huth. Der weist die Vorwürfe scharf zurück: „.Wir haben unsere Rechnungen vollumfänglich jederzeit pünktlich über das vertraglich vereinbarte Soll bezahlt.“

Droma Bogdan wird sein Geld wohl nie bekommen

Praktisch für alle Beteiligten ist: Auch wenn der rumänische Arbeiter Droma Bogdan gerichtsfest beweisen könnte, dass er einen Anspruch auf die Löhne hat, wird er sein Geld wohl nie bekommen. Bei einer Pleite bedient der Insolvenzverwalter zuerst solche Firmen, die sich durch Bürgschaften abgesichert haben. Ob es darüber hinaus noch etwas zu verteilen gibt, ist höchst ungewiss. Zumal Bogdan sagt, dass er anfangs auf der Baustelle der Mall of Berlin gearbeitet habe, ohne die dafür notwendige Erlaubnis zu haben. Den Papierkram, so habe man ihm versichert, nehme man ihm ab. Bekommen habe er die Arbeitserlaubnis nie. Nun will er mit Hilfe von Einsatzplänen und Bauprotokollen belegen, wie viel Lohn ihm vorenthalten wurde. Der Deutsche Gewerkschafts Bund (DGB) hilft ihm dabei ebenso wie drei Dutzend Kollegen, denen es ähnlich ergangen ist.

Fettchenhauer treibt seine Zweitkarriere als Reitsport-Magnat voran

Fettchenhauer und Huth ficht das nicht an. Sie schauen nach vorne. Es gibt viel zu tun. Fettchenhauer kann seine Zweitkarriere als Reitsport–Magnat vorantreiben, obwohl er mit einem „weinenden Auge“ auf das Neustädter Turnier zurückblickt, wie er einem Reporter vom Fachblatt „Reiten und Zucht“ in den Block diktierte, weil „nur relativ wenige Zuschauer in die Lindenau-Halle kamen“.

Aber auch in Berlin hat Fettchenhauer viel zu tun. Die Pleite mit der einen Firma wirkt sich nicht auf seine Geschäfte mit der anderen Firma aus. Und diese ist „an anderen Baustellen in Berlin aktiv und deren Geschäftsbetrieb läuft ohne Einschränkungen weiter“, teilte der Insolvenzverwalter mit.

Vielleicht kommt Harald G. Huth mit dem insolventen Unternehmer noch mal ins Geschäft

Ja, vielleicht kommt Fettchenhauer sogar noch einmal mit Harald G. Huth ins Geschäft. Der Kaufmann hat Grundstücke neben der Mall of Berlin erworben, wo er bauen will. Und Huths Pläne für die Errichtung eines ganzen Quartiers auf dem früheren Schultheiß-Gelände in Moabit sind auch schon weit fortgeschritten. Da braucht es erfahrene Baumanager. Und beide kennen sich seit rund 20 Jahren, wie Fettchenhauer dem Tagesspiegel im Frühjahr bei einem Baustellenrundgang in der Mall erzählte. Demnach war er schon maßgeblich beteiligt an Huths ersten großen Projekten, den Neuköllner Gropius-Passagen und dem Steglitzer Center „Das Schloss“.

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