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Abgetaucht. Bauleiter- und Unternehmer Andreas Fettchenhauer, hier bei einem Baustellenrundgang im Mai, ist seit der Insolvenz seiner Firma nicht mehr zu erreichen.

© Doris Spiekermann-Klaas

Mall of Berlin-Unternehmer Fettchenhauer: „Mitgefühl für die rumänischen Bauarbeiter“

Wer hat Schuld an den ausbleibenden Zahlungen einiger Bauarbeiter der Mall of Berlin? Als Hauptverantwortliche gilt die Fettchenhauer Controlling und Logistik. Ein Interview mit dem Geschäftsführer Andreas Fettchenhauer.

Herr Fettchenhauer, Sie gelten als Hauptverantwortlicher dafür, dass rumänische Bauarbeiter kein Geld für ihre Arbeit an der Mall of Berlin erhielten. Haben Sie kein Mitgefühl mit den Kollegen?

Doch, ich habe großes Mitgefühl. Der Verantwortliche dafür, dass rumänische Bauarbeiter kein Geld für ihre Arbeit erhalten haben sollen, bin ich nicht. Unsere Firma hat diese Arbeiter nicht beschäftigt. Wir haben uns deshalb zusammen mit dem DGB für 17 rumänische Bauarbeiter eingesetzt und die Subunternehmen angeschrieben, die als Auftraggeber benannt wurden. Dadurch gelang es, für einen Großteil der Personen zu vermitteln – um Vereinbarungen zu erzielen, in deren Ergebnis auch Zahlungen erfolgt sein sollen. Tatsache ist leider auch, dass trotz mehrfacher Aufforderungen keiner der Arbeiter Verträge oder Unterlagen vorlegte, so dass wir im Rahmen unserer Vermittlungstätigkeit bisher nicht sicher prüfen konnten, ob es sich um Arbeitnehmer oder selbständige Handwerker handelt und ob diese überhaupt auf der Baustelle eingesetzt waren.

Kritiker behaupten, Schwarzarbeit und Lohndumping bei Subunternehmen seien eingepreist bei dem Bauprojekt.
Wie die Subunternehmen kalkuliert haben, ist mir nicht bekannt. Mit Schwarzarbeit und Lohndumping lässt sich seriös aber nicht kalkulieren. Wir hatten eine Kontrolle beim Einlass zur Baustelle. Da sollte und musste jeder Arbeiter seine Papiere vorlegen. Nachdem die ersten Vorwürfe laut wurden, haben wir mit dem Zoll gesprochen. Der hat auch wiederholt kontrolliert und keine Vorkommnisse bei uns gemeldet.

Im Moment geht es um die FCL, die Fettchenhauer Controlling & Logistic. Im Visier der Zollfahnder standen Sie aber schon mal mit Ihrer Firma BSS. Da ging es auch um Schwarzarbeit, und die BSS ging auch Pleite. Das klingt nach System.
Da wird viel durcheinandergeworfen und wesentliche Behauptungen sind falsch. Bei der BSS war ich persönlich zu keinem Zeitpunkt Geschäftsführer. Die FCL GmbH war zum Zeitpunkt der Insolvenz der BSS GmbH deren Mitgesellschafter. Die Zollermittlungen hatten mit einem Projekt zu tun, in dem die BSS als Gesellschafter einer Arbeitsgemeinschaft mit einem anderen Unternehmen beteiligt war. Dieses Projekt lag außerhalb Berlins. Ich war persönlich nicht von dem Verfahren betroffen.

Jetzt ist aber eine weitere Firma pleite, die Sie geführt haben, die Ihnen gehörte und die die Mall of Berlin gebaut hat. Wer ist schuld daran?
Klarzustellen ist, dass nicht eine weitere Firme pleite ist, die ich geführt habe, sondern die erste Firma, die ich geführt habe. Der Auftraggeber teilte uns plötzlich und unerwartet Ende November mit, dass er keine weiteren Zahlungen mehr leistet. Davon bin ich immer noch überrascht. Begründet hat deren Chef Harald Huth das nicht. Wir sind auch nicht überbezahlt worden, wie Huth es behauptet. Bis Ende November gab es auch keine unterschiedlichen Auffassungen über die Höhe unserer Vergütung. Nach unserer Auffassung steht uns noch ein zweistelliger Millionenbetrag zu.

Sie haben lange mit Harald Huth zusammengearbeitet, und dann kündigt der Ihnen aus heiterem Himmel?
12 Jahre kenne ich Herrn Huth und in diesem Projekt haben wir erstmals mit einem eigenen Unternehmen zusammengearbeitet. Zuletzt sprach ich vergangene Woche mit ihm. Ich habe ihm angeboten, die Arbeit fertigzustellen und auch jede andere Form der Kooperation. Herr Huth wollte das aber nicht.

Eine Strafanzeige gegen Sie gibt es wegen Insolvenzverschleppung. Die stammt vom 24. November. Zahlen Sie schon länger keine Rechnungen mehr?
Von einer Strafanzeige ist mir nichts bekannt. Unser Anspruch war es immer, erbrachte Leistungen zu bezahlen. Berechtigte Forderungen gehen nun in das Insolvenzverfahren ein.

Und jetzt streben Sie eine Zweitkarriere als Reitsport-Magnat an?
Nein, ich habe eine Gesellschaft, die eine gepachtete Veranstaltungshalle vermietet. Diese Firma hat selbst auch ein Reitspringturnier veranstaltet. Es finden aber auch Musikveranstaltungen oder Fortbildungen in der Halle statt. Die wenigsten führen wir selber durch.

Ist der Kostendruck grundsätzlich zu groß?
Wenn der Auftraggeber den Forderungen nachkommt, könnten alle bezahlt werden. Wenn das nicht der Fall ist, haben wir eine Situation wie diese jetzt. Die Kosten sind nicht explodiert, sondern sie sind gestiegen, weil die Anforderungen geändert wurden oder Umbauten zum Beispiel auf Grund von Mieterwünschen notwendig wurden.

Das Interview führte Ralf Schönball.

Andreas Fettchenhauer führt die Baufirma Fettchenhauer Controlling und Logistic (FCL), die Insolvenz angemeldet hat.

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