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Berlin: Man ist 50 und fühlt sich wie 35

Die Konfektionsfirma Windsor präsentierte sich im Club-Ambiente

Mit clubtauglichen Videoinstallationen ist das folgendermaßen. Da sitzen mehrere Jungs (denn Mädels machen so was eher selten) an unheimlich vielen Laptops und kleinen Bildschirmen mit Schaltpult davor und mischen zusammen, was sie an Bildern und Videos mitgebracht haben. Was der DJ mit der Musik macht, das machen sie auf der Bildebene. Dabei heraus kommt zunächst einmal das Naheliegende, nämlich Club-Atmosphäre.

Schon das ist ungewöhnlich, wenn man die Gastgeber des Freitagabends betrachtet. Unter dem Titel „Das Maß aller Dinge“ hatten die Agentur für Kommunikation Wild und die Konfektionsfirma Windsor in die Backfabrik in Prenzlauer Berg geladen. Die Kunden von Windsor gehen normalerweise nicht in Clubs.

Die Mehrheit war im gut sitzenden Anzug erschienen, auch die Damen. Doch wenn es um ihr Äußeres geht, weist das Verhalten der Menschen Parallelen zu ihrem Wärmeempfinden auf. Der Unterschied zwischen tatsächlicher und gefühlter Temperatur entspricht der Differenz zwischen wahrgenommenem und tatsächlichem Alter. Man ist 50, fühlt und kleidet sich aber wie 35. Insofern kam die hippe Atmo wieder hin.

Vielleicht war es auch Kunst, was die vier Mitglieder von visomat inc. da erzeugten. So genau ließ sich das nicht beurteilen, denn die Ruhe, die Kunst braucht, um zu berühren, geht bei einem solchen Abend zwangsläufig in munteren Plaudereien unter. Man betrachtete die Abbilder von Rastern, Messleisten und Schnittmustern im medial gestalteten Raum, lauschte dem mit Rücksicht auf das Durchschnittsalter der Anwesenden nur angedeuteten Wummern der Bässe und vertilgte große Mengen an Sushi. War das das angestrebte Crossover zwischen Kunst und Mode? Nicht wirklich. Aber nett war´s. Susanna Nieder

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