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Berlin: Manager aus dem Küchenkabinett

Ex-Bausenator Wolfgang Nagel wird Geschäftsführer der Meoclinic in der Friedrichstraße

Berühmtberüchtigt ist Berlin für die vielfältigen Verbindungen zwischen Politik und Wirtschaft. Eine der prägnantesten Figuren in diesem Gefüge ist der ehemalige Bausenator Wolfgang Nagel. Nach seinem schnellen und damals überraschenden Abschied aus der Politik 1995 – über Nacht war er bei der Senatsbildung von der Postenliste gestrichen worden – hatte der Sozialdemokrat bald einen guten Job in der Wirtschaft gefunden. Er kam 1996 im Firmenimperium des Immobilien-Unternehmers Anno August Jagdfeld unter und wurde Geschäftsführer der Bredero Projekt Berlin GmbH. Diese Gesellschaft übernimmt unter anderem die Vermietung des noblen Quartiers 206 an der Friedrichstraße. Ein Projekt im Übrigen, das während der Amtszeit Nagels als Bausenator angeschoben wurde. Nun hat Nagel als Geschäftsführer einer eigens von der Jagdfeld-Gruppe gegründeten Auffanggesellschaft den Kaufvertrag für die dort ansässige Meoclinic unterzeichnet.

Seine große Zeit in der Politik hatte Nagel als Strippenzieher Ende der 80er und Anfang der 90er Jahre. Er gehörte zu Walter Mompers so genanntem Küchenkabinett und leitete die 1989 erfolgreiche Wahlkampagne, die zur Bildung des rot-grünen Senats führte. Als Bausenator hinterließ Nagel der Stadt ein teures Erbe: Die heute als Kostentreiber geltenden Entwicklungsgebiete Wasserstadt Oberhavel, Rummelsburger Bucht und Karow Nord entstanden unter seine Regie. Unter der immensen Belastung wird das Land noch lange ächzen. Ebenso spendabel zeigte sich Nagel beim Großhallenbau. Für mehr als eine halbe Milliarde Mark wurden Schwimmhalle, Max-Schmeling-Halle und Velodrom (die heutige Arena) gebaut, obwohl die Olympia-Bewerbung der Stadt längst gescheitert war.

Für Kritik an seiner Amtsführung war Nagel nicht besonders empfänglich. Als der Rechnungshof 1995 den im Senat nicht abgestimmten Kauf eines Christo-Gemäldes des verhüllten Reichstags für damals knapp 500 000 Mark rügte, reagierte Nagel außerordentlich störrisch, die Prüfer bezeichnete er laut einem damaligen Bericht der „Berliner Zeitung“ als „Tintenpisser“ – und kaufte prompt noch einen Christo. sik

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