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Berlin: Manager fliegen auf Tempelhof

Nach dem Angebot eines Investors prüfen Senat und Bund den Weiterbetrieb. Ein Pro & Contra

Ein Zentralflughafen für den Linienverkehr wird Tempelhof nie wieder sein. Ein zentraler Flughafen für die Geschäftsfliegerei könnte der erste Verkehrsflughafen der Welt aber bleiben. Nach dem Angebot einer amerikanischen Investorengruppe, in einem Teil des riesigen Flughafengebäudes eines der „modernsten ambulanten Gesundheitszentren der Welt“ einzurichten und den Flugverkehr in begrenztem Umfang fortzusetzen, prüfen der Bund und Berlin derzeit die rechtlichen Möglichkeiten für ein solches Modell mit einem Verkehr nur noch für Geschäftsflieger.

Davon profitieren würden auch die Geschäftsflieger, die schon lange gefordert haben, weiter von Tempelhof fliegen zu können – auch nach der Inbetriebnahme des neuen BBI-Flughafens in Schönefeld. Der innerstädtische Flughafen mit den kurzen Wegen ins Zentrum sei ein Standortvorteil für Berlin, argumentiert Thomas Stillmann, Geschäftsführer der Windrose Air. Sein Unternehmen hat in Tempelhof eine Flotte von kleineren Flugzeugen stationiert, die samt Besatzung gemietet werden können. Genutzt werden sie vor allem von Geschäftsleuten, aber auch von Künstlern, die zu Auftritten in die Stadt fliegen.

Für diesen sogenannten General-Aviation-Verkehr (GAT) ist das Flughafengebäude nicht erforderlich. Um Passagiere betreuen und abfertigen zu können, reichen ein kleines Gebäude am Flugfeld oder ein kleiner Trakt innerhalb des Gebäudes. Schon heute wird der GAT-Verkehr in Tempelhof nicht mehr über die Haupthalle abgefertigt. Ohne Linienverkehr wird auch der Flugbetrieb billiger, weil unter anderem keine Berufsfeuerwehr mehr auf dem Flughafen im Einsatz sein muss.

Trotzdem würde der GAT-Verkehr zu einem jährlichen Defizit in Höhe von etwa 1,5 Millionen Euro führen, haben die GAT-Befürworter ausgerechnet. Wie es ausgeglichen werden könnte, haben sie noch nicht gesagt. Die Hoffnung, der Bund übernehme das Defizit, haben sich bisher nicht erfüllt.

Derzeit gibt es nach Angaben der Flugsicherung täglich etwa 90 bis 100 Starts und Landungen von größeren Flugzeugen. Etwa 40 Prozent davon entfallen auf die Geschäftsflieger. Zu ihnen gehören auch die Maschinen von internationalen Konzernen wie Daimler-Chrysler oder Sony. Auch deren Manager sind sehr dafür, den Flugbetrieb in Tempelhof zu erhalten.

Die Bürgerinitiative für die Schließung Tempelhofs besteht dagegen darauf, dass der Flughafen wie vorgesehen zum 31. Oktober 2007 vollständig geschlossen wird. „Alles andere wäre ein Wortbruch des Regierenden Bürgermeisters und der Koalition“, sagt der Sprecher der Initiative, Manfred Herrmann.

Bisher bleibt der Senat offiziell dabei, den Flugbetrieb komplett aufzugeben. Und im Hinblick auf das Klinik-Angebot der amerikanischen Interessenten sagte der Verkehrsexperte der SPD, Christian Gaebler, man dürfe sich die Sicherheitsinteressen der Anwohner auch nicht von einem Investor abkaufen lassen.

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