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Berlin: Mann erschießt Ehefrau – und tötet sich dann selbst

Drei Kinder wurden Zeugen der Gewalttat in der Kreuzberger Oranienstraße Paar hatte sich offenbar heftig über eine Rückkehr in die Türkei gestritten.

Nach einem grausigen Familiendrama, das sich am Mittwochabend in Kreuzberg ereignet hat, sind drei Kinder zu Vollwaisen geworden. Ihr 40-jähriger Vater hatte nach ersten Erkenntnissen der Polizei zunächst seine ein Jahr jüngere Ehefrau und dann sich selbst erschossen. Der Täter sympathisierte offenbar mit einer türkischen rechtsextremen Partei.

Es war genau 21.58 Uhr, als bei der Feuerwehr der Notruf einging. Nur kurz zuvor hatte Attila U. im dritten Stock der Wohnung in der Oranienstraße nach einem Streit seine Ehefrau Turna U. mit einem Schuss aus einer Pistole getötet. Anschließend richtete er die Waffe gegen sich selbst und feuerte drei Kugeln ab. Er starb wenig später im Krankenhaus an den Verletzungen. Zeugen hatten Schüsse gehört und den Notruf gewählt. Die drei Kinder des Paares – zwei Mädchen und ein Junge – im Alter von 10, 12 und 18 Jahren waren laut Polizei zur Tatzeit ebenfalls in der Wohnung. Als die Beamten eintrafen, waren sie jedoch bei den unmittelbaren Nachbarn untergekommen. „Wir sind total schockiert. Den Kindern geht es gut, sie sind nun bei ihrer Oma mütterlicherseits“, erzählt die Nachbarin, die mit der Familie Tür an Tür wohnt. Die Großmutter lebt nur wenige Meter von der Familie entfernt. Am Morgen nach dem Mord versammelten sich dort Verwandte, Freunde und Bekannte der Familie, um gemeinsam zu trauern. Einige von ihnen berichteten, dass das Paar heftig darüber gestritten habe, ob es nach Kayseri in die Türkei zurückkehren solle – die Heimatstadt der beiden. Die Ehefrau sei dagegen gewesen. Aus Polizeikreisen hieß es, Attila U. sei im Jahr 1993 „nach Deutschland verheiratet worden“ und damit nie glücklich gewesen. Die Ehefrau soll seine Cousine gewesen sein, wie Bekannte erzählen. Turna U. war in Berlin geboren und aufgewachsen.

Auf seiner Facebook-Seite präsentiert sich Attila U., der als Taxifahrer sein Geld verdiente, mit mehreren türkischen Flaggen und teils martialischer Aufmachung. In seinen „Gefällt mir“-Angaben bezieht er sich auf Musik, Bücher und Filme, die in Verbindung mit der türkischen nationalistischen Bewegung „Die Grauen Wölfe“ stehen. Zu seinen Favoriten gehört unter anderem die offizielle Facebook-Seite der „Milliyetçi Hareket Partisi“ (deutsch: „Partei der Nationalistischen Bewegung“). Das Paar hatte auch Verbindungen zum türkischen Politiker Memduh U., der seinerseits für die Partei der Nationalistischen Bewegung in der Provinz Kayseri aktiv ist. Die Staatsanwaltschaft wollte sich dazu sowie zu Erkenntnissen über das Motiv am Donnerstag nicht äußern. „Die Leichen werden obduziert. Die Ermittlungen dauern an“, sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft.

Eine Freundin der ältesten Tochter erzählte in Tränen aufgelöst, dass sie gar nicht begreifen könne, wie es zu dem Gewaltausbruch kommen konnte. Der 40-Jährige habe sich völlig unauffällig verhalten. Von dem schwerwiegenden Konflikt, von dem die Nachbarn berichten, habe sie nichts erfahren. Woher Attila U. die Schusswaffe hatte, wird noch von der Mordkommission ermittelt. Fest steht nur, dass er über keinen Waffenschein verfügt.

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