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Berlin: Mannes Schnurren

Vom Stahlschmelzer zum gesamtdeutschen Schauspielstar: Manfred Krug stellt sein Fotobuch vor.

Die Wolljoppe ist braun, das Hemd hellblau und der Schlips mit den grünen und blauen Streifen ist gelb. Eine Reminiszenz an „Liebling Kreuzberg“, der beim Götterspeise-Löffeln auch immer so farbenprächtige Krawatten trug? „Nein“, sagt Manfred Krug alias Anwalt Robert Liebling ganz entschieden mit tiefer Stimme. „Ein Schlips darf einfach nicht feige sein. Er ist Lebensausdruck, der letzte textile Schmuck des Mannes.“ Und wäre die Zeit für das Einzelinterview im Hotel Regent in Mitte nicht so knapp, würde der an sich medienscheue Schauspieler, Sänger und Autor an diesem Donnerstagmittag bestimmt noch viel mehr zu dem Thema Mann und Mode sagen. Denn Krug ist in Plauderlaune. „Wenn ich schon mal spreche, dann mit vergnüglichem Ausdruck. Das Missgelaunte liegt mir nicht“, sagt er. Und daher gerät auch die Pressekonferenz mit fast zwei Stunden wohl zu einer der längsten eines Einzelkünstlers. Anlass für Krugs seltene Bereitschaft, aus seinem bewegten Künstlerleben zu erzählen, ist ein neuer Text- und Bildband mit über 1000 Fotos aus Krugs Privatarchiv und vielen kleinen persönlichen Texten und Anekdoten. Das „MK Bilderbuch. Ein Sammelsurium mit Texten von Manfred Krug“ erscheint am 8. Februar zu seinem 75. Geburtstag.

Die Fotos und „Schnurren“, wie Krug seine kleinen, oft selbstironischen Texte nennt, stellen zahlreiche Weggefährten und Freunde des Schauspielers vor und bilden alle wichtigen Stationen seines Werdegangs ab. Angefangen von der Kindheit in Duisburg, der Mutter, die dem Jungen die Initialen „MK“ auf jeden Pullover näht, und dem zunächst als „Verschleppung“ erlebten Umzug mit dem Vater nach Leipzig. Es folgen die Ausbildung als Stahlschmelzer, der Besuch der Schauspielschule in Berlin-Niederschöneweide, die ersten DEFA-Filme, der Durchbruch 1962 mit dem Film „Auf der Sonnenseite“ und der Skandal um „Die Spur der Steine“ 1966. Krugs Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns ist genauso gut dokumentiert wie seine eigene Ausreise aus der DDR, die er 1977 in Richtung Schöneberg verlässt. Die weiteren Kapitel sind Krugs zweiter Karriere im Westen gewidmet: Seinen Hauptrollen in den Kultserien „Auf Achse“ und „Liebling Kreuzberg“ und seinem Tatort-Kommissar Stoever.

Auch seiner lebenslanger Leidenschaft für Gesang und speziell Jazzmusik wird viel Raum gegeben. Noch heute tritt die einstige Sopranstütze des Schulchors jedes Jahr unter anderem beim Köpenicker Blues- und Jazzfestival auf. „Solange ich kann und die Leute mich hören wollen, bin ich dabei“, sagt Krug. Dabei ist seine Haltung zum Alter durchaus ambivalent: „Ich drehe nicht mehr, weil ich mich selbst auch nicht dabei beobachten möchte, wie ich mit arthritischen Beinen und Füßen durch den Wald laufe.“

Andersherum genieße er es, neue Dinge auszuprobieren. Wie das Malen zum Beispiel. „Im Sommer ziehe ich mich aus, stelle mich aufs Dach und lege los. Damit die Acrylfarben schneller trocknen, benutze ich einen Föhn. Ich liebe diesen rauschhaften Prozess und die Schweißtropfen auf der Leinwand“, erzählt Krug. Dennoch würde er niemals jemandem so ein Bild zeigen wollen. Seine Frau Ottilie, mit der Krug seit fast 50 Jahren verheiratet ist, dürfe die Werke allerdings zu sehen bekommen. Was ist das Geheimnis einer langen, glücklichen Ehe? „Dass man es einfach macht“, sagt Krug pragmatisch und lakonisch wie stets. Jeder würde schließlich glauben, Schauspieler ließen sich immer scheiden. „Nu gerade nicht!“, habe er sich da gesagt.

Das „MK Bilderbuch“ erscheint am 8. Februar als nummerierte und von Manfred Krug handsignierte Erstausgabe im Verlag Schwarzkopf & Schwarzkopf und kostet 69,95 Euro.

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