zum Hauptinhalt

Berlin: Marcuse wird in Berliner Ehrengrab beigesetzt Die Asche des Philosophen traf am Montag in seiner Geburtsstadt ein

So ein schwarzer Cadillac fährt am Flughafen Tegel nicht alle Tage vor. Genau genommen wünscht man niemandem, von diesem Gefährt am Flugsteig erwartet zu werden – auch, wenn es sich um einen fotogenen Oldtimer handelt.

So ein schwarzer Cadillac fährt am Flughafen Tegel nicht alle Tage vor. Genau genommen wünscht man niemandem, von diesem Gefährt am Flugsteig erwartet zu werden – auch, wenn es sich um einen fotogenen Oldtimer handelt. Der Cadillac ist ein Leichenwagen. Er steht bereit für eine Urne, die gerade aus New York eingetroffen ist. Es ist die Urne von Herbert Marcuse. 24 Jahre ist der Philosoph inzwischen tot, jetzt kehrt seine Asche in seine Geburtsstadt zurück. Am Freitag soll sie auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof bestattet werden, flankiert von den Gräbern der Philosophen Johann Gottfried Fichte und Georg Friedrich Wilhelm Hegel.

Marcuse, der neben Max Horkheimer und Erich Fromm zu den Gründern des Frankfurter Instituts für Sozialforschung gehörte, wird auf Beschluss des Senats ein Ehrengrab erhalten. Er starb 1979 während eines DeutschlandBesuchs in Starnberg. Eingeäschert wurde er in Österreich, weil seine Witwe der Ansicht war, dass in Deutschland zu viele Juden verbrannt worden seien. Sein Enkel Harold setzte sich dafür ein, dass Marcuses Asche von New Haven (Conneticut) nach Berlin überführt wurde. Zu Ehren von Marcuse will die FU am 17. Juli außerdem ein Kolloquium abhalten, zu dem neben Harold Marcuse auch die US-Bürgerrechtlerin Angela Davis erwartet wird.

Für den Cadillac, mit dem auch Marlene Dietrich und Benno Ohnesorg transportiert worden waren, war es die letzte Fahrt. Der Wagen kommt ins Technikmuseum. oew

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false