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Berlin: Marlenes letzter Auftritt

Eine Fotoausstellung zum 15. Todestag

Gestern vor 15 Jahren starb Marlene Dietrich in Paris, zehn Tage später wurde sie auf dem Künstlerfriedhof in Friedenau beigesetzt. Es war ein sonniger Maientag, der Sarg wurde in einem schwarzen Cadillac durch die Stadt gefahren. Die Berliner warfen Blumen in den offenen Wagen, zahllose wollten „dem einzig wahren Berliner Weltstar“, wie sie fanden, die letzte Ehre erweisen. Dafür standen sie auch stundenlang vor dem Grab an. Die Pizzeria vor dem Friedhof hatte Mühe, den Ansturm zu bewältigen, im Fernsehen lief dort die Direktübertragung des SFB.

Der Fotograf Wilhelm Reinke erinnert sich genau an diesen Tag und die Stimmung. „Ich wollte den Moment festhalten, auch wenn Marlene ein schwieriges Verhältnis zu Fotografen hatte.“ Reinke fotografierte die Menschenschlangen auf dem Friedhof, das Grab, Prominente. „Die Mischung der Menschen war so besonders. Da waren Schwule und Lesben, die Oma, die schon älter aussah als Marlene, und Familien mit Kindern. Es war ein Ereignis, das hat man gespürt“, erinnert sich der Fotograf.

Diese Momente sind jetzt in der Ausstellung „Marlene – Es war und ist uns eine Ehre“ im Haus der Begegnung der Ahorn-Grieneisen AG zu sehen. Das Bestattungsinstitut wurde von der Familie Marlene Dietrichs mit der Beerdigung beauftragt. Reinke wuchs mit den Liedern Dietrichs auf, mit 13 Jahren schrieb er ihr einen Brief, später reiste er nach Paris, um zu sehen, wo sie wohnt. Er nennt sich selbst einen Verehrer.

Gestern war er das erste Mal wieder am Grab, mit weißen Lilien, wie es sich gehört, und ein Foto hat er gemacht. Marlene gibt es eben nicht ohne Foto, darüber hatte sie noch zuletzt in einem Interview geklagt: „Ich bin zu Tode fotografiert worden.“

Die Ausstellung „Marlene Dietrich – Es war und ist uns eine Ehre“ läuft bis 28. Juli im Haus der Begegnung, Fürstenbrunner Weg 10–12 in Charlottenburg (Mo bis Fr 9 Uhr – 17 Uhr). Die Internationale Bauakademie zeigt die Fotoserie „Marlene Dietrichs Spuren in Berlin“ in ihrer Schaufassade am Werderschen Markt in Mitte (bis 30. Juni, tägl. außer freitags. An diesem Tag wird dort abends „Der blaue Engel“ gezeigt.

River Tucker

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