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Marode. Abgeschlagenes Mauerwerk, verkommener Putz. Am Fichtenberg-Gymnasium in Steglitz ist das überall zu sehen.

© Davids

Update

Marode Schulen: Steglitz-Zehlendorf ließ Sanierungsgelder verfallen

Beim Fichtenberg-Gymnasium bröckelt nicht nur der Putz – doch die Ämter reagieren träge und reden nicht. Wie jetzt bekannt wurde, ging ein Teil der Schulsanierungsgelder bereits verloren und wurde in Spandau verbaut.

Schwer zu sagen, was Elternvertreterin Nicole Bartsch mehr aufregt: der Zustand des Steglitzer Fichtenberg-Gymnasiums oder der Kommunikationsstil des Bezirksamtes. Für beides hat sie dieselbe Bezeichnung: „jämmerlich“. Was das Gebäude anbelangt, so liegt dieser Begriff nahe: An Dutzenden Stellen musste im September der Putz abgeschlagen werden, um die Gefahr durch herunterfallende Teile einzudämmen. Ein Außenbereich mit dem Eingang zur Caféteria ist abgesperrt. Außerdem sind die Fenster marode, das Dach uralt, und an kalten Wintertagen sind einige Klassenräume nicht nutzbar, weil die Heizung nicht mehr mitspielt. So weit zum Offensichtlichen.

Seit sieben Jahren bröckelt Putz. Passiert ist nichts.

Was man nicht sieht, was Eltern, Schüler und Lehrer aber nicht vergessen haben, ist die Tatsache, dass es schon sieben Jahre her ist, dass der erste Putz abbröckelte, und dass es die Schule dennoch nie auf die Sanierungsliste des Bezirksamtes schaffte. Das könnte sich jetzt ändern. „Am 17. Oktober gibt es die nächste Sitzung mit dem Schulamt, und dann werden wir darüber beraten, wie es weitergeht“, sagt Baustadtrat Michael Karnetzki (SPD) auf Anfrage. Er will nicht ausschließen, dass es 2015 losgeht mit der großen Sanierung, aber versprechen kann er das noch nicht.

Warum werden die Betroffenen nicht informiert?

Muss er auch nicht. Die Schule wäre schon froh, wenn sie überhaupt mal auf dem Laufenden gehalten würde. Wird sie aber nicht. Als im September die maroden Putzteile abgeschlagen werden sollten, erfuhr Schulleiter Rainer Leppin das einen Tag vorher. Und auf seine Frage an das Bau- sowie an das Schulamt, wie sein Gebäude denn mit den frei liegenden Mauerteilen über den Winter kommen solle, hat er noch immer keine Antwort. „Warum lässt man denjenigen, den es betrifft, außen vor?“ fragt Gesamtelternvertreterin Bartsch. „So geht man nicht miteinander um“, steht für Bartsch fest. Nach Informationen der Elternvertreterin soll es am 10. Oktober eine Begehung der Schule geben, um die Schäden genau zu begutachten. Weder der Schulleiter noch die Hausmeisterin wurden bislang dazu eingeladen.

Schul- und Bauamt schieben sich die Schuld gegenseitig zu

Der Kommunikationsstil zwischen dem Bezirksamt und den Schulen sowie zwischen Bau- und Schulamt ist ein Dauerthema in Steglitz-Zehlendorf. Zuletzt hatte, wie berichtet, die Max-von-Laue-Schule darunter zu leiden, deren Sanierung und Umbau sich vier Jahre hingezogen hatte. Auf die Frage des Tagesspiegels an Karnetzki, warum er Leppins Mail eine Woche unbeantwortet ließ, verwies er auf eine Übereinkunft mit Bildungsstadträtin Cerstin Richter-Kotowski (CDU): „Um Missverständnisse zu vermeiden, haben wir uns darauf geeinigt, dass die Kommunikation über das Schulamt läuft.“ Was Richter-Kotowski aber in diesem Fall abwegig findet, da sie die Mail ja extra an Karnetzki weitergeleitet habe: „Ob Gefahr für das Mauerwerk besteht, kann das Hochbauamt besser beurteilen als wir.“

324.000 Euro landeten in Spandau

Das Hochbauamt ist allerdings massiv überlastet, wie Karnetzki betont. Er verweist auf eine dünne Personaldecke und etliche Krankheitsfälle. Dies führte beispielsweise im Jahr 2013 dazu, dass der Bezirk rund 324.000 Euro aus dem Schul- und Sportstätten-Sanierungsprogramm nicht umsetzen konnte. Sie wurden deshalb dem Bezirk Spandau zur Verfügung gestellt, der sie "fristgerecht verausgabt hat". Dies geht aus einer schriftlichen Anfrage hervor, die der CDU-Abgeordnete Stefan Schlede im September gestellt hatte. Bildungs-Staatssekretär Mark Rackles (SPD) schloss in seiner Antwort nicht aus, dass es auch in 2014 im Bezirk nicht gelingen wird, alle Mittel auszugeben. Gleichzeitig müssen die Schulen schon um kleinste Beträge feilschen.

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