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Berlin: Martin von „Star Search“ gehört den Türken

GAZETELER RÜCKBLICK Ein Blick in türkische Zeitungen – diesmal in das Werbeblatt „Post“ Nicht nur deutschen, auch türkischen Haushalten werden jetzt die Briefkästen mit Gratiszeitungen verstopft, die sich durch Werbung finanzieren. Eine davon ist die „Post“, die erst seit kurzem erscheint.

GAZETELER RÜCKBLICK

Ein Blick in türkische Zeitungen – diesmal in das Werbeblatt „Post“

Nicht nur deutschen, auch türkischen Haushalten werden jetzt die Briefkästen mit Gratiszeitungen verstopft, die sich durch Werbung finanzieren. Eine davon ist die „Post“, die erst seit kurzem erscheint. Auf ihrer Titelseite ist ein großer Poststempel mit dem Berliner Bären in der Mitte zu sehen, weil das Blatt nur Berichte und Reportagen aus der deutschen Hauptstadt bringt. „Martin ist jetzt ein Star“, steht in großen Buchstaben auf der aktuellen Ausgabe. Seit Wochen feiern auch andere türkische Zeitungen Martin Kesici aus Reinickendorf als ihren Held, weil er sich Mitte August als bester Sänger bei der Sat-1-Show „Star Search“ durchgesetzt hat. Seitdem fehlt er kaum auf den Titelseiten der türkischen Blätter.

Auf den ersten Blick mag es ungewöhnlich sein, dass die türkischen Zeitungen einen Martin feiern, wo sie doch sonst voller Stolz eher über eigene Landleute berichten. Doch die Erklärung ist einfach: Martin ist für die Türken einer der Ihren, denn er hat einen türkischen Vater und eine deutsche Mutter. In den deutschen Zeitungen dagegen fiel der 30-Jährige vor allem wegen seines Ziegenbartes auf, und er erregte mit seiner Drogenvergangenheit Aufsehen. Darüber berichteten die türkischen Zeitungen auch, aber eher am Rande. Ganz egal, was kommt: Für die türkischen Zeitungen bleibt Martin auch weiterhin ein Held.

Über seine Herkunft machte sich bisher kein einziger deutscher Journalist Gedanken. Die „Post“ dagegen hat sogar seinen Vater besucht. In einer früheren Ausgabe erklärte dieser dem Blatt, dass er sich gar nicht mehr wie ein Türke fühlt, und der Sohn sagte, dass er kein Wort Türkisch spricht. Aber es kann kommen, was will. Für die türkischen Zeitungen ist und bleibt Martin Kesici auch weiterhin einer aus ihrer Mitte.

Die „Post“ erscheint nur einmal im Monat, aber dafür ist die Zeitung wesentlich dicker als andere tagesaktuelle Zeitung. Jedes noch so kleine Ereignis aus dem türkischen Teil Berlins hat darin Platz. Beispielsweise berichtet die Zeitung auch von einem türkischen Brautmodengeschäft „Balayi“, das bei der Coral Fashion Show am Brandenburger Tor Ende Juli eigene Kreationen vorgeführt hat.

Platz gibt es in dieser Zeitung auch für Trendgeschichten, beispielsweise jene über das Wasserpfeife-Rauchen. Einleitung: „Wenn man an das alte Istanbul denkt, denkt man unweigerlich an Wasserpfeifen. Jetzt sind sie auch in Berlin in Mode gekommen. Immer mehr Bars und Cafés bieten hier ihrer Kundschaft diesen Rauchgenuss an.“ Nargile heißt die orientalische Rauchutensilie. Die Zeitung nennt aber nur eine Kneipe, die diesen Service bietet – ziemlich wenig Beleg für die Behauptung, es würden immer mehr.

Suzan Gülfirat

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