zum Hauptinhalt
Berlin will aufholen im Kampf gegen die Masern. Deshalb sollen Kinderärzte bald auch Erwachsene und Frauenärzte auch Männer impfen dürfen.

© dpa

Masern-Impfung in Berlin: Kinderärzte dürfen bald Eltern behandeln

Die Masern-Impfung wird wegen anhaltender Ansteckungsgefahr in Berlin dringend empfohlen. Kinderärzte, Gynäkologen und Krankenkassen waren sich aber uneins über die Bezahlung, wenn Kinderärzte Eltern und Frauenärzte Männer impfen. Jetzt hat der Senat eingegriffen.

Das Impfen gegen Masern soll in Berlin bald erleichtert werden. Nach Informationen des Tagesspiegel dürften Kinderärzte künftig Eltern sowie Gynäkologen auch begleitende Männer impfen. Darauf hat sich die zuständige Kassenärztliche Vereinigung (KV) zumindest in groben Zügen mit Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) und der Ärztekammer geeinigt. Die Möglichkeit soll nicht zur Regel werden, angesichts der aktuellen Masernwelle das Impfen aber beschleunigen.

Dem Vernehmen nach versuchte die KV noch bis zum Montag, die breitere Impferlaubnis als Aufgabe der für Ethik- und Ausbildungsfragen zuständigen Ärztekammer darzustellen – was Kenner zurückweisen. Wann die Einigung umgesetzt werden kann, steht noch nicht fest.

Strittig: Ärzte-Honorare bei fachfremden Impfungen

Der KV-Vorstand äußerte sich am Montag nicht – dabei hatte der Streit zwischen KV und Kinderärzten die Intervention des Senators erst provoziert: Während der aktuellen Masernwelle hatten Eltern beim Impfen ihrer Kinder gebeten, ebenfalls immunisiert zu werden. Viele Kinderärzte hatten Väter und Mütter geimpft, dafür von der KV aber kein Honorar bekommen.

Die KV vereinbart als öffentlich-rechtliche Organisation mit den Krankenkassen die Honorarregeln, ihr müssen alle 9000 niedergelassene Ärzte angehören, die gesetzlich Versicherte versorgen. Der KV-Vorstand verwies zuletzt auf das Sozialgesetzbuch, wonach Praxisärzte nur in ihrem Fachgebiet tätig werden dürfen: Kinderärzte impfen nur Kinder, selbst wenn Eltern daneben stehen. Ein Gerichtsurteil hatte der KV zufolge bestätigt, dass Ärzte kein Recht auf Honorare für fachfremde Leistungen hätten.

Einigung: Masern-Impfung ist sinnvolle Prävention

Czaja wollte das ändern – zumal die Regelung neben Berlin nur in Baden-Württemberg so streng ausgelegt wird. Zusammen mit Vertretern der Ärztekammer, der alle 30.000 in der Stadt zugelassenen Mediziner angehören, traf sich Czaja deshalb kürzlich mit KV-Chefin Angelika Prehn. Ergebnis: Das Urteil, das die KV heranzieht, bezieht sich offenbar nur auf systematische Behandlung fachfremder Patienten. Weil es sich beim Masernimpfen um sinnvolle Prävention und dazu um Ausnahmefälle handele, sollten Kinderärzte auch Eltern impfen können.

Bis Montag waren in Berlin mindestens 866 Männer, Frauen und Kinder mit Masern infiziert gewesen. Deutschland solle aus der Masernwelle in Berlin lernen, teilte das bundeseigene Robert-Koch-Institut mit, Impflücken seien schnell zu schließen. Schätzungen zufolge sind in der Stadt gerade unter jungen Erwachsenen bis zu 20 Prozent nicht geimpft. Insbesondere für Babys, die nicht geimpft sind und sich folgenschwer anstecken können, ist dieser Zustand gefährlich. Die Kinderärzte raten deshalb, mit Neugeborenen öffentliche Räume zu meiden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false