zum Hauptinhalt
309484_0_8f86c08a.jpg

© ddp

Mauerfall-Jahrestag: Zwei Millionen Besucher feierten mit den Berlinern

Veranstalter und Politik sind mit Feier des Mauerfall-Jahrestages zufrieden. Mehr als 1000 Mitwirkende organisierten das Gedenken am Brandenburger Tor.

Einmal nur durchfuhr der Schreck Moritz van Dülmen bei der großen Feier zum Mauerfall am Montagabend. Als der Cheforganisator des Festes am Brandenburger Tor sah, dass ein Kameramann Lech Walesa angefahren hatte, als der Ehrengast gerade die große Styropormauer zum Einsturz bringen wollte, da war van Dülmen „kurz erschrocken“, wie er tags darauf sagt. Mehr nicht. „Ich war sicher, das wird sich lösen.“ Recht hatte er, das Chaos blieb aus, das Fest und mit ihm all die Feierlichkeiten zum 20. Jahrestag des Mauerfalls endeten wie geplant mit dem Fall der bunten Dominos und einem Feuerwerk – großes Finale einer logistischen Meisterleistung, für die van Dülmen und seine Mitarbeiter bei der landeseigenen Firma Kulturprojekte Berlin am Tag danach viel Lob von allen Seiten bekamen. Auch, weil sie ein Bild von Berlin mitgeschaffen hatten, das um die Welt ging: Etliche Fernsehsender berichteten live von den Feierlichkeiten, tags drauf schmückten die Fotos aus der Stadt die Zeitungen in Washington, Wien und Warschau.  

„Große Zufriedenheit“ sei das vorherrschende Gefühl bei Klaus Wowereit und dem Senat am Tag danach, sagt Senatssprecher Richard Meng. Die Veranstaltung am Brandenburger Tor, bei der neben Staatsgästen und ehemaligen DDR-Bürgerrechtlern trotz Dauerregens auch Zehntausende Berliner ohne Prominentenstatus mitgefeiert und die Veranstaltung teilweise auf Großbildschirmen verfolgt hatten, habe ein „Gefühl von Würde mit der Berliner Unkompliziertheit“ auf sehr gelungene Weise verbunden, findet Meng.

Walesa
9. November 2009: Lech Walesa stößt mit einem Kameramann zusammen. -

© AFP

Da stimmt ihm ausnahmsweise auch mal Oppositionsführer Frank Henkel zu, Landespartei- und Fraktionschef der CDU: „Ein schönes Fest für alle“, sei der Abend gewesen, „eine ansprechende Mischung aus Nachdenklichkeit und Fröhlichkeit“, bei der sich für den ehemaligen Ost-Berliner Frank Henkel emotional besonders bewegende Momente wie die Gedenkveranstaltungen und die Eröffnung des neuen Infopavillons an der Mauergedenkstätte Bernauer Straße mit einem „sehr gelungenen“ Freudenfest am Brandenburger Tor verbanden.

Der Mann, der mit seinem Team mehr als ein Jahr lang auf diesen Tag hingearbeitet hat und dessen Planung am Montag mit rund 1000 direkt an der Produktion beteiligten Mitwirkenden ihren großen Abschluss fand, empfindet am Tag danach vor allem eins, wie Moritz van Dülmen sagt: „Große Erleichterung“.

Angesichts der vielfältigen Abstimmungen zwischen Bundesregierung, Senat und diversen anderen Beteiligten, angesichts von unerwarteten Herausforderungen und der Notwendigkeit, die Protokolle von 30 staatlichen und diplomatischen Stellen unter einen Hut zu bringen, „staunen wir selbst, dass alles gut ging“, sagt der Organisator. Dabei gab es bis zuletzt immer wieder potenzielle Konfliktpunkte. Zum Beispiel am Montagnachmittag, als man kurzfristig für den bis dahin nicht eingeladenen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert (CDU) noch einen angemessenen Platz finden musste.

Dennoch konnten es die Organisatoren nicht allen recht machen. So ärgerten sich etliche Bundestagsabgeordnete, dass sie nicht eingeladen waren, wie der Parlamentarische Geschäftsführer der FDP-Fraktion, Jörg van Essen, sagte. Organisator van Dülmen macht als Antwort eine einfache Rechnung auf: Man habe es wichtiger gefunden, zum Beispiel ehemalige DDR-Bürgerrechtler einzuladen. Außerdem sei die Veranstaltung als Berliner Ereignis geplant gewesen, nicht als offizieller Staatsakt – auch wenn das Fest am Schluss dank all der in diesem Umfang anfangs gar nicht erwarteten internationalen Prominenz – so tummelten sich alleine 30 europäische Staats- und Regierungschefs am Tor – doch etwas von einem Staatsereignis hatte.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false