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© Kitty Kleist-Heinrich

McDonald's in Kreuzberg: Sommerpause im Burger-Krieg

Die Bauarbeiten gehen voran, bald öffnet die Kreuzberger McDonald’s-Filiale. Sie hat nicht nur Freunde.

Einer der Wachmänner am Bauzaun in der Wrangelstraße sagt schon vor der ersten Frage „Nee!“ und geht drei Meter zurück. Ihm hierher zu folgen, wäre Hausfriedensbruch. Der Zaun ist fast blickdicht und wurde um aufgenagelte Pappen ergänzt, die die Hassparolen kaschieren. Durch eine Lücke lässt sich das erste Kreuzberger McDonald’s-Restaurant bereits erahnen. Die Fenster sind schon drin, der Asphalt vom Drive-in dampft, eine Flex kreischt, Bauleute stemmen die Hände in die Hüften. Dann kommt ein Wachmann noch mal raus und raunt: „Am 14. September ist Einweihung.“

Von McDonald’s ist am Dienstag keine Bestätigung zu erhalten und auch sonst nichts zu erfahren, weil Meetings die Pressestelle lahmlegen. Aber auch die andere Seite scheint dreieinhalb Monate nach ihrem viel beachteten Start nicht allzu schlagkräftig: „Wir treffen uns wieder am 22. August“, heißt es auf der Homepage von McWiderstand.de. Auf Nachfrage sagt Initiatorin Sarah Miller, es liege an der Sommerpause, aber man bleibe am Ball. Als Mutter zweier Kinder sieht sie in dem Neubau ein Symbol für vieles, was schiefläuft in der Welt – nicht nur ernährungstechnisch. Die Politik habe völlig versagt, findet sie: Bis auf ein vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Hans-Christian Ströbele arrangiertes Treffen mit McDonald’s-Leuten sei nichts passiert. Was politischer Druck bewirken könne, habe sich ja bei der Tabaklobby gezeigt, die Zigarettenautomaten nicht mehr vor Schulen aufstellen will.

Auf der anderen Seite der Wrangelstraße befindet sich das mit mehr als 6000 Schülern größte Oberstufenzentrum Berlins. Gerade ist Mittagspause, zwei angehende Groß- und Außenhandelskaufleute schauen zum Bauzaun. „Alle warten auf die Eröffnung“, sagen sie. Nicht, dass die Schulmensa schlecht wäre, „aber da drüben gibt’s Burger“.

Womit die Befürchtung von Sarah Miller bestätigt wäre. Zum Stand der Unterschriftensammlung mag sie ebenso wenig sagen wie zu weiteren Aktivitäten. Nur so viel: Militante Aktionen lehne sie strikt ab, und die Außenwahrnehmung von Kreuzberg als ulkiges Biotop, in dem erst der Bolle brennt und bald vielleicht der Burgerladen, ärgert sie.

In Ströbeles Büro heißt es, dass der Konzern das Grundstück schon vor fünf Jahren gekauft habe, so dass gegen den Neubau kaum etwas auszurichten sei. So bleibe wohl nur die Hoffnung, dass McDonald’s sich aus Imagegründen für den von vier Schulen umgebenen Standort etwas Besonderes einfallen lasse. Was das sein könnte, ist auf der Homepage des Konzerns zu finden: In „Ronald Gym Clubs“ und „Gym & Fun“-Anlagen sollen die Leute neuerdings ihr Fastfoodfett wieder wegkriegen.

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