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In Treptow fürchten die Mieter bestehender Häuser um ihre Wohnqualität, sollte die Neubebauung des Spreeufers so durchgeführt werden, wie es der vorhandene Planentwurf vorsieht.

© promo

Mediaspree: Anwohner kämpfen gegen Neubauten in Treptow

Neben den Treptowers plant eine Berliner Firma, Wohnungen und ein Hotel zu bauen. Die Anwohner befürchten Mietsteigerungen und den Verlust der Wasserlage. Der Dialog zwischen den Parteien könnte Besänftigung bringen.

Es gibt Ärger am südöstlichen Zipfel des Mediaspree-Projekts: In Alt-Treptow protestieren Anwohner gegen die geplante Bebauung der Freifläche neben den sogenannten Twintowers, obwohl sie die genauen Pläne des Investors noch nicht kennen. Sie befürchten steigende Mieten und eine Verdrängung sozial schwächerer Menschen. Auf den beiden insgesamt 7000 Quadratmeter großen Grundstücken an der Fanny-Zobel-Straße will der Projektentwickler und Grundstückseigentümer, die Berliner Firma Agromex, Wohnungen und ein Hotel bauen. Details will Agromex im August vorstellen.

Rentnerin Renate Borchert, 65, ist 1999 in die Fanny-Zobel-Straße gezogen, als es dort noch kaum Wohnungen gab. Von ihrem Balkon blickt sie auf die Spree und Friedrichshain. Borchert befürchtet, dass nach Bebauungsplan gebaut wird. Der erlaube drei 19 Geschosse hohe Gebäude. „Und wenn die 20 Meter vor unserem Haus bauen, dann wird das hier wie in einem Hinterhof, das ist viel zu nah dran“, sagt sie. Und: „Die Mieten werden sicher steigen.“ Borchert organisiert sich mit anderen Anwohnern seit einigen Wochen in einer Initiative. Unterstützung erhalten sie vom Bündnis „Mediaspree versenken“, das grundsätzlich gegen eine Bebauung des Spreeufers ist und von der Alt-Treptower Kiezinitiative „Karla Pappel“. „Die Mieter dürfen nicht verdrängt werden“, sagt Michael Schubert von Karla Pappel. Etwa 160 Mietparteien wohnten an der Fanny-Zobel-Straße. Schubert fordert statt einer Bebauung einen Bürgerpark. „Wenn überhaupt Bebauung, dann kein Hochhaus und bezahlbare Mieten“, sagt er. Schubert und Anwohnerin Borchert kritisieren, von den Planern nicht mit einbezogen worden zu sein. Sie fühlen sich übergangen.

Agromex-Chef Franz Remboldt versucht zu beschwichtigen. Der Bebauungsplan „könnte zwar zeitnah und ohne Änderungen umgesetzt werden, ist aber von uns nicht erwünscht“, sagte er dem Tagesspiegel. Grundlage des vorhandenen Bebauungsplanentwurfes sei ein Car-Loft-Projekt, das dort geplant wurde, bevor Agromex Eigentümerin wurde. Diese Pläne verfolge man nicht weiter. Danach waren auf dem Spreegrundstück tatsächlich die von den Anwohnern befürchteten drei 19-geschossigen Türme geplant, die über Querriegel miteinander verbunden sind, mitsamt einer Überbauung der Fanny-Zobel-Straße. Auf der kleineren Fläche jenseits der Straße sollte ein zweigeschossiges Gebäude entstehen. Das will Rembold nur eingeschossig bauen, auf die Überbauung der Straße will er verzichten.

In einem von Agromex ausgelobten, mehrstufigen Architekturwettbewerb hat die Jury nun den Entwurf des Berliner Architektenbüros Pysall aus 15 Bewerbern zum Sieger gekürt. In der Jury saßen auch Vertreter von Bezirk und Senat. Senatsbaudirektorin Regula Lüscher bezeichnete den Siegerentwurf als „das ideale Architekturkonzept für die Fanny-Zobel-Straße“. Wie dieser genau aussieht, wollte keiner der Beteiligten verraten. Mitte August soll das Konzept öffentlich vorgestellt werden. Klar ist nur, dass der Uferweg auf zehn Meter verbreitert und ein Zugang von der Straße zum Ufer geschaffen wird, sagte Remboldt. „Zusätzlich mussten die Architekten sicherstellen, dass großzügige Blickbeziehungen zur Spree und gute Lichtverhältnisse für alle Nachbarn erhalten bleiben, umfassende, öffentlich zugängliche Grün- und Spielplatzflächen entstehen und eine Tiefgarage für die Entlastung der derzeitigen Parksituation sorgt.“ An der anstehenden Bebauungsplanung will die Firma die Anwohner beteiligen. Schubert von „Karla Pappel“ spricht von „Besänftigung“.

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