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Berlin: Mehr als 100 Grundschulen wollen Ganztagsschulen werden

Bewerbungsfrist läuft bis 30. November – Ausstattung wird sparsamer als erhofft

Berlins Grundschulen sind im Umbruch: Bis zum 30. November sollen sie entscheiden, ob sie in den nächsten Jahren zu Ganztagsschulen werden wollen. Schon über 60 Anmeldungen liegen vor, „und es kommen bestimmt noch doppelt so viele hinzu“, prognostiziert Thomas John, Sprecher von Bildungssenator Klaus Böger (SPD). Allein im kommenden Jahr stehen 37,7 Millionen Euro Bundesmittel für die Umbauten der Aufenthalts- und Speiseräume zur Verfügung, bis 2006 insgesamt 147 Millionen Euro. Nun muss die Bildungsverwaltung abwägen, welche Schulen den Zuschlag bekommen.

Die Entscheidung ist nicht einfach: Eigentlich sollen die Ganztagsschulen vor allem in sozialen Brennpunkten mit hoher Ausländerrate errichtet werden, damit die Kinder besser gefördert werden können und aus ihrem familiären Umfeld herauskommen. Andererseits ist die Nachfrage nach Ganztagsbetreuung viel größer in bürgerlichen Gebieten, wo beide Eltern arbeiten. „Welche Schulen letztlich das Rennen machen, wird noch entschieden“, berichtet John. Unangenehm ist das für alle Eltern, die jetzt eine Schule suchen: Bis 14. November läuft die Anmeldefrist für 2004, aber die betreffenden Grundschulen wissen in der Regel noch nicht, ob ihr Antrag auf den Ganztagsbetrieb angenommen wird.

Einige Schulen haben allerdings schon eine Zusage in Händen. So steht fest, dass die Spandauer Christian-Morgenstern-Grundschule und die Schöneberger Spreewald-Grundschule einen verbindlichen kostenlosen Schulbetrieb von 8 bis 16 Uhr anbieten werden. Gute Chancen, kurzfristig ins Ganztags-Programm der Bundesregierung aufgenommen zu werden, haben nach Angaben der bezirklichen Schulämter unter anderem auch die Walt-Disney-, Bruno-Taut-, Hermann-Sander-, Richard- und Eduard-Mörike-Grundschule in Neukölln, die Neumarck-, Finow-, Ikarus-, Annedore-Leber-, Bruno-H.-Bürgel-, Löcknitz-, Barnim-, Nahariya-, Tempelherren- und Schwielowsee-Grundschule in Tempelhof-Schöneberg sowie die Buschgraben- und Kronach-Grundschule in Steglitz-Zehlendorf.

Noch plagen sich die betreffenden Schulen allerdings mit Problemen herum. „Wir wissen nicht einmal, woher die Erzieherinnen kommen, und ob es überhaupt Leitungsstellen für den Hortbereich geben wird“, kritisiert Erhard Laube, Leiter der Spreewald-Schule. Dies sei bisher auch nicht zu erfahren. Enttäuschung macht sich auch breit, weil die Ausstattung der Ganztagsschulen sparsamer ausfallen wird als angenommen, berichtet der Volksbildungsstadtrat von Steglitz-Zehlendorf, Erik Schrader (FDP) .

So gingen die Schulen davon aus, dass auch die Lehrer zusätzliche Aufenthaltsräume bekommen, wenn sie künftig bis in den Nachmittag hinein präsent sein müssen. Diese Wünsche wurden von der Bildungsverwaltung zurückgewiesen. „Der Schwerpunkt liegt nun mal auf dem Ausbau der Räumlichkeiten für die Kinder“, rechtfertigt Thomas John die Abstriche bei den Planungen der Kollegien. Er meint, man könne auch im Lehrerzimmer Klassenarbeiten korrigieren und brauche dafür keinen Extra-Raum.

Allerdings wird auch der Freizeitbereich der Kinder kleiner ausfallen als zunächst geplant, so dass ein Teil des Nachmittagsprogramms in den Unterrichtsräumen wird stattfinden müssen. Und für Möbel und die übrige Ausstattung der Räume gibt es 25 Prozent weniger Geld als anfangs in Aussicht gestellt. „Es hätte viel Verdruss erspart, wenn der Finanzrahmen vorher festgelegt worden wäre“, meint Neuköllns Volksbildungsstadtrat Wolfgang Schimmang (SPD). Er hat mit Mühe und Not eine Schule davon abgehalten, als Konsequenz aus den Abstrichen ihr Ganztagsprogramm zurückzuziehen.

„Unterm Strich werden die neuen Ganztagsschulen schlechter ausgestattet sein als die West-Berliner Ganztagsschulen der siebziger Jahren, aber auch besser als die Grundschulen im Ostteil“, resümiert Schimmang.

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