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Berlin: Mehr als eine halbe Stunde für die letzten 400 Meter zum Flughafen

Wer die direkte Zufahrt meidet, kann allerdings viel Zeit auf dem Weg nach Tegel sparen. Auch die BVG hat diese Chance jetzt erkannt

Exakt 35 Minuten für die letzten 400 Meter – auch gestern brauchten Passagiere auf dem Weg zum Flughafen Tegel wegen der Baustelle dort viel Geduld. Das Chaos beginnt direkt vor der Kreuzung der Zufahrtsstraße mit dem Saatwinkler Damm. Erst hier werden die Autos, die zweispurig die AutobahnAusfahrt hinaufkommen, auf einem Fahrstreifen zusammengeführt. Doch hier drängen auch schon die über die Autobahn aus dem Norden kommenden Autos von rechts ebenfalls in Doppelreihe auf die einzig verbliebene Spur. Und der Versuch eines vierfachen Reißverschlusssystems will nicht so richtig gelingen.

Ganze 35 Sekunden zeigt die Ampel Grün, um dann wieder in eine 90-sekündige Rotphase zu verfallen. Immerhin, ein gutes Dutzend Autos schafft es jedes Mal über die Kreuzung, weniger sind es, wenn Busse oder Lastzüge darunter sind. Kaum Verkehr gibt es dagegen auf dem Saatwinkler Damm. Dennoch signalisieren Linksabbiegerpfeil und das Grünlicht zusammen den Autofahrern hier zehn Sekunden länger freie Fahrt. Bis zu zwanzig Fahrzeuge – meist Taxis – schaffen es in dieser Zeit über die Baustelle. Kaum ein Fahrzeuglenker, der hier auch nur eine weitere Ampelphase warten muss.

Auch die BVG hat diesen Vorteil erkannt und lässt die Busse der Linien X9 und 109 jetzt über den Saatwinkler Damm zum Flughafen rollen. Die Verspätungen haben sich dadurch nach Angaben von BVG-Sprecher Klaus Wazlak von 30 auf etwa zehn Minuten reduziert. Auf den Linien TXL und 128 setzt die BVG jeweils einen zusätzlichen Bus ein, um Verspätungen auszugleichen.

Auch bei der Abfahrt gibt es Stau. Der ankommende Besucherstrom zum Beginn der Modemesse „Bread & Butter“ in Spandau hat den sonst überfüllten Taxi-Nachrückeplatz leer gefegt. Viele Geschäftsleute hätten enge Terminpläne und schimpften über die Behinderungen, berichtet ein Taxifahrer. Er weise seine Fahrgäste darauf hin, für den Rückflug eine noch längere Fahrzeit zu kalkulieren. Besonders in den Stoßzeiten wird es eng. Man hätte damals beim Flughafenbau für solche Fälle eine zusätzliche Reservespur bauen sollen, meint der Taxifahrer. „Eine blöde Baustelle.“ Auch Dieter Nickel aus Zehdenick, mit seiner Frau auf dem Wochenendtrip nach Stockholm, ist sauer. Im Oberhavel-Kreis habe ihn niemand vor dem Engpass gewarnt, vor zwei Wochen stand er schon einmal in der Schlange und dachte, es sei inzwischen besser geworden.

Am späten Vormittag geht der Stau zurück. Auf der Brücke schöpft ein einsamer Arbeiter mit einem grünen Plastikeimer das Regenwasser vom Beton. Bei Nässe kann die Abdichtung nicht erneuert werden. Noch bis Anfang September ist Geduld gefragt. du-/kt

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