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Berlin: Mehr als nur rumhängen

Die Ferien sind zu schade zum Faulenzen: Die große, weite Welt will entdeckt werden – in Berlin

Ein Mongole braucht keine Armbanduhr. Wenn er in seiner Jurte sitzt und den Blick nach oben richtet, dann kann er durch ein Loch den Himmel sehen. Und am Stand der Sonne die Uhrzeit erkennen. Richtig aufgestellt funktioniert das mongolische Filzzelt wie eine Sonnenuhr. „Es ist so wichtig für Kinder, den Alltag in fernen Ländern kennen zu lernen – und nicht nur die schlechten Fernsehnachrichten über Diktaturen oder Hungersnöte“, sagt Nikola Mirza vom Labyrinth Kindermuseum in Wedding. Eine Weltreise zu den exotischen Alltäglichkeiten anderer Länder bietet das Museum deshalb in seinen Workshops des Ferienprogramms zur Ausstellung „Ganz weit weg – und doch so nah: In der Welt zu Hause“. Die Kinder stellen Filz her und bauen daraus Jurten im Miniaturformat. Eine richtig große Jurte zum Hineingehen gibt es auch in der Ausstellung. Aber nicht nur die Mongolei steht auf dem Fahrplan: Auch Modelle von Lehmhütten aus Simbabwe bauen die Kinder. Und den Körper bemalen sie sich wie die Einwohner Guineas. Die Kursleiter stammen meist aus dem jeweiligen Land.

Die weite Welt ist also viel näher, als man denkt. Berlin und die Umgebung sind voller spannender Sommerreiseziele für Kinder. Und oft muss man nicht mal einen Koffer packen: Ferienprogramme gibt es in allen Stadtteilen. In der Klax-Kinderbildungswerkstatt in Pankow weiht René Bublies junge „Forscher“ in die Geheimnisse der Chemie und der vier Elemente ein: „Kinder wollen immer gern mit dem Feuer spielen“, sagt der angehende Chemie-Lehrer. Deshalb will er zusammen mit seinen jungen Ferien-Laborassistenten einen unsichtbaren Feuerlöscher herstellen – aus Backpulver und Essig. „Lässt man beides miteinander reagieren, entsteht unsichtbares CO2“, erklärt Bublies. Wird das Gas über eine Flamme gekippt, erlischt sie wie durch Zauberhand. Außerdem will er zeigen, wie man Wasser in einer Streichholzschachtel zum Kochen bringt und wie man Schatzkarten sichtbar macht, die mit Geheimtinte gezeichnet sind. Wer sich weniger für chemische Reaktionen als für Tiere und Pflanzen interessiert, ist auf der Domäne Dahlem richtig: In der Kinder-Werkstatt können kleine Bauern und Kräuterfeen zum Beispiel Traktor fahren. Oder Ringelblumen sammeln und Salbe daraus herstellen. Leiterin Gosia Brasch mag das „Kartoffelprogramm“ besonders gern: „Zuerst buddeln wir die Knollen aus, dann schnitzen wir aus einigen Stempel und bedrucken Stoffe damit. Und zum Schluss machen wir aus den restlichen Kartoffelpuffer.“ Außerdem geht es in die Ställe zu den Tieren. Dort lernen die Kinder: „Eine Kuh macht muuuuh, viele Kühe machen Mühe“.

Wer aufs Kofferpacken nicht verzichten möchte, muss auch nicht weit fahren: Im Kinder-Camp im Grunewald können sich kleine Abenteurer daran gewöhnen, zum ersten Mal im Schlafsaal mit anderen Kindern zu übernachten. Und damit sie auch so richtig müde werden, gibt es Lagerfeuer, Nachtwanderungen und viele Kletterbäume auf dem riesigen Waldgrundstück. Wem es gut gefällt auf der „Probereise“, der fährt im nächsten Jahr ins Zeltlager – oder in die Mongolei.

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