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Berlin: Mehr Hygiene in Kliniken: Vorschriften stehen fest

Bundesweit ist in den vergangenen Monaten über die Keiminfektionen in Kliniken debattiert worden – insbesondere nachdem im Februar in einem Bremer Krankenhaus drei Säuglinge gestorben waren. Die Bundesregierung hatte von den Ländern neue Infektionsschutzverordnungen verlangt.

Bundesweit ist in den vergangenen Monaten über die Keiminfektionen in Kliniken debattiert worden – insbesondere nachdem im Februar in einem Bremer Krankenhaus drei Säuglinge gestorben waren. Die Bundesregierung hatte von den Ländern neue Infektionsschutzverordnungen verlangt. Nun hat auch der Senat eine strengere Hygieneverordnung für die Berliner Gesundheitseinrichtungen erlassen. Nach Tagesspiegel-Informationen wird Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) sie an diesem Montag vorstellen. Die Gesundheitsverwaltung bestätigte dies auf Anfrage.

In deutschen Krankenhäusern infizieren sich hunderttausende Patienten jedes Jahr mit Klinikkeimen. Diese Erreger entstehen in den Krankenhäusern und sind deshalb oft gegen Antibiotika resistent. Künftig soll der Einsatz von Antibiotika besser gesteuert werden, eben weil sich erst durch deren massenhaften Gebrauch viele Erreger zu multiresistenten Keimen entwickelt haben. Die Krankenhäuser müssen ihren Verbrauch nun mit Daten anderer Kliniken vergleichen.

Für Krankenhäuser hat die neue Verordnung auch personelle Konsequenzen. Bislang mussten laut Berliner Krankenhausverordnung nur Kliniken mit mehr als 450 Betten einen eigenen Haushygieniker beschäftigen, künftig sollen Einrichtungen ab 400 Betten einen eigens für Hygiene angestellten Fachmann beschäftigen müssen. Unabhängig davon muss in allen Krankenhäusern und Reha-Einrichtungen mindestens ein behandelnder Arzt als Ansprechpartner für Hygienefragen fungieren. Außerdem werden künftig Kommissionen eingerichtet, deren Mitglieder sich mit Maßnahmen und Mitteln in der Bekämpfung von Klinikkeimen auskennen. Neben Krankenhäusern verlangt die neue Regelung auch von Arztpraxen, in denen operiert wird, und Dialyse- und Reha-Einrichtungen eigene Hygienepläne.

Die Gesellschaft für Krankenhaushygiene hatte vor einigen Monaten erklärt, in Berlin gebe es jährlich 36 000 vermeidbare Infektionen mit Klinikkeimen, 2300 davon könnten die Ursache für Todesfälle sein, vor allem bei Senioren. In den vergangenen Monaten sind in Berlin mindestens zehn Mal gefährliche Krankenhauskeime festgestellt worden. In einem Fall wurde auch der Keim entdeckt, durch den in einem Bremer Krankenhaus drei Säuglinge gestorben waren. In Berlin galt zwar bis zuletzt eine Hygieneverordnung von 2006, diese wurde aber als unzureichend eingestuft. Seit 2011 besteht die Pflicht, die Ausbrüche von Keimen zentral zu melden. Welche Kliniken betroffen sind, wird nicht registriert. Die zuständigen Bezirke übermitteln die Daten anonymisiert an das Landesamt für Gesundheit und Soziales. Hannes Heine

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