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Berlin: Mehr Lust aufs erste Mal

Viele Jugendliche wollen am 18. September nicht wählen gehen – das will die Studenteninitiative „Wahlgang“ ändern

Rund 94000 Berliner dürfen am 18.September zum ersten Mal den Bundestag wählen – aber viele davon werden wohl zu Hause bleiben. Denn bei den Erstwählern liegt die Wahlbeteiligung deutlich unter dem Durchschnitt.

Mit der Kampagne „Die Wahlgang“ will der Studentenverein Politikfabrik wie schon 2002 die Jugendlichen zum Wählen animieren. Unterstützt wird die Aktion von Prominenten wie Sandra Maischberger oder der Band Silbermond. Ein wichtiger Teil des Programms sind Besuche in Schulen, zu denen auch Politiker eingeladen werden.

In der Max-Taut-Schule in Lichtenberg startete die Tour durch Schulen und Betriebe in ganz Deutschland. Im Blauen Salon der Max-Taut-Schule saßen rund 120 Schüler in Gruppen zusammen. Aus dem Wahlkreis Lichtenberg waren die Bundestagskandidaten von SPD, CDU, Grünen, FDP und PDS gekommen, dazu Vertreter der Jugendorganisationen dieser Parteien. Die Politiker blieben ein paar Minuten bei jeder Gruppe, dann gingen sie zur nächsten. Der Anfang war ein wenig zaghaft, einige Jungpolitiker saßen schweigend bei den Schülern.

„Hamse ’ne Idee, was Ihre Eltern wählen?“, wollte Gesine Lötzsch wissen. Die PDS-Bundestagsabgeordnete konnte 2002 ein Direktmandat in Lichtenberg erringen. Die Schüler sprachen sofort über Edmund Stoibers Ostparolen: „Das hat mich verletzt“, sagte ein Schüler.

„Warum sollen wir denn wählen gehen?“ fragte ein anderer. Christoph Schütte von der Jungen Union sagte etwas vom „hohen Gut der Demokratie“. Ein Schüler wollte von ihm wissen, , „warum Politiker dauernd Versprechen brechen“, für ihn sei das nämlich ein Grund, nicht wählen zu gehen. Schütte wich aus – mit der Bemerkung, dass „DVU, NPD und die PDS radikale Parteien“ seien. Später setzte sich ein Vertreter der Lichtenberger Jusos an den Tisch und versuchte, den Jugendlichen die Bürgerversicherung zu erklären. Dabei benutzte er viele Fachausdrücke. „Ich versteh’ das nicht“, so die Reaktion der 20-jährigen Julia. Dann klinkte sie sich aus der Gesprächsrunde aus. Ob sie wählen geht? „Mal sehen“, in der Schule werde man zu wenig über Politik informiert. Stefan Ziller von der Grünen Jugend forderte mehr Engagement von den Erstwählern: „Das ist auch deren Verantwortung, sich zu informieren.“

Meike Müller von der Politikfabrik ist mit dem Start der Kampagne zufrieden. Viele Schüler hätten das Angebot angenommen und Fragen gestellt. „Die wollen mehr als nur Wahlplakate“, sagt Müller. Die „Wahlgang“ bringt Informationen rund um die Bundestagswahl. Neben den Schulbesuchen bieten die Studenten Infos im Internet und eine „Wahllounge“ in der Rosenthaler Straße 39 (Mitte). In die Begegnungsstätte für Erstwähler kommen einmal die Woche Politiker zum direkten Gespräch.

www.wahlgang05.de

Benjamin Hammer

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