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Mehr Sicherheit an Badeseen: Klingen im Wasser

Randale zu verhindern, gilt als schwerste Aufgabe in den Freibädern. Erst kürzlich fand man zehn Messer auf einem Schwimmbeckenboden im Sommerbad Pankow.

In Berlins Sommerbädern gibt es eine ungeschriebene Gesetzmäßigkeit: Bleibt es über mehrere Tage heiß und sonnig, knallen bei einigen Gästen sämtliche Sicherungen durch. Richtig gefährlich wird es zwar vergleichsweise selten, aber wenn es zu Prügeleien und Messerattacken kommt, sind die Verantwortlichen in der Regel männlich, haben einen Migrationshintergrund und sind höchstens 30 Jahre alt. Diese Badegäste in Schach zu halten ist an vollen Tagen für die Sicherheitsleute und Schwimmmeister die eigentliche Herkulesaufgabe. Dafür zu sorgen, dass niemand ertrinkt, wird so schon fast zur Nebensache. Erst kürzlich haben die Schwimmmeister im Sommerbad Pankow, wie berichtet, zehn Messer auf dem Boden eines der Schwimmbecken gefunden.

Messerattacken zu vermeiden, ist das erklärte Ziel der Bäderbetriebe. "Wir versuchen mit Taschenkontrollen zu verhindern, dass die Waffen überhaupt in die Bäder gelangen“, sagt Bädervorstand Klaus Lipinsky und schränkt gleich ein: „Die Kontrollen finden aber nur sporadisch statt.“ Und wie der Fall aus Pankow zeigt, auch nicht ausreichend. Die zehn Messer im Becken stammen sehr wahrscheinlich von jugendlichen Badbesuchern, die ihre Waffen ins Wasser warfen, um einer Kontrolle durch die Sicherheitsleute und einem drohenden Rausschmiss aus dem Bad zu entgehen.

Wachleute auch nachts unterwegs

Auf 500.000 Euro haben die Bäderbetriebe ihren Etat für Sicherheitsdienste in diesem Jahr aufgestockt. Seit Montag sind die Wachleute auch wieder nachts unterwegs, nachdem Randalierer in der Nacht zuvor Mülleimer samt Unrat in die Becken des Kreuzberger Prinzenbads geworfen und sich anschließend im Wasser erleichtert hatten. "Wir hatten auf die Vernunft der Leute gesetzt“, sagt Lipinsky, "und gehofft, wir könnten das Geld sparen und sinnvoller einsetzen“. Jetzt ist der Bädervorstand eines Besseren belehrt. Patrouillierende Sicherheitsleute mit Wachhunden gehören in den Bädern der Innenstadt seit elf Jahren dazu.

In Pankow hat es auch – im vergangenen Jahr – die letzten größeren Prügeleien zwischen Badegästen gegeben in deren Folge auch Einrichtungen des Schwimmbads zu Bruch gingen. Die angerückte Polizei schloss das Bad, alle Gäste mussten nach Hause gehen. Die letzte große Messerstecherei bei den Bäderbetrieben gab es im August 2004 im Prinzenbad. Zwei Jugendgangs – eine arabischstämmig, eine türkischstämmig – gingen aufeinander los, mit Baseballschlägern und Messern. Am Ende gab es einen Schwerverletzten. Die Täter flüchteten über die Zäune vor der Polizei – gestellt wurden die Schläger nie. Randalen gab es aber auch schon im Sommerbad am Insulaner oder an der Forckenbeckstraße in Wilmersdorf. Auch hier waren die Täter männlich mit Migrationshintergrund.

Um Krawall zu vermeiden, sind für Erhard Kraatz, Chef im Prinzenbad, Taschenkontrollen nur bedingt tauglich: „Wenn die Leute Waffen ins Bad schmuggeln wollen“, ist er sich sicher, „werfen sie die über den Zaun“. Um gefährlichen Situationen entgegenzuwirken, zählen für ihn klare Ansagen und eine harte Hand: „Beim kleinsten Ärger rauswerfen – und zwar sofort.“

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