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Berlin: Mehr Sicherheitskräfte in allen Bahnen

Krisentreffen beim Innensenator: Keine Hinweise auf Anschläge, aber erhöhte Alarmbereitschaft

Schon wenige Stunden nach den Terroranschlägen von London gab es am Donnerstagnachmittag in der Innenverwaltung an der Klosterstraße ein Krisentreffen. Sicherheitsfachleute, darunter Polizeipräsident Dieter Glietsch, Feuerwehrchef Albrecht Broemme und Verfassungsschutzchefin Claudia Schmid, berieten über die Gefahr von Anschlägen in Berlin.

Die Sicherheitsvorkehrungen vor der Britischen Botschaft an der Wilhelmstraße wurden allerdings nicht verschärft: Dort ist die Straße seit den Anschlägen auf britische Einrichtungen in der Türkei im November 2003 gesperrt. Radfahrer und Fußgänger dürfen nach wie vor passieren. Hochgesetzt wurden aber die Sicherheitsstufen für die Botschaften Italiens und Dänemarks. Beide Länder seien in einem offenbar in London bekannt gewordenen Bekennerschreiben genannt worden. Die BVG schraubte ihre Sicherheitsmaßnahmen ebenfalls hoch: auf die Stufe 3 – Gelb –, was „erhöhte Aufmerksamkeit“ bedeutet. Es sei mehr Sicherheitspersonal in die Bahnhöfe geschickt worden, das vor allem auf verlassene Gepäckstücke achten soll. Insgesamt hat die BVG vier Sicherheitsstufen: von Grün – normal – bis Rot: Mit einem Anschlag wurde gedroht.

Feuerwehrchef Broemme lobte das Berliner U-Bahn-System, das mit seinen breiten Tunnelröhren rechts und links der Waggons bessere Rettungswege biete als in London. Hier können in Notfällen die Züge nur vorne oder hinten verlassen werden. Außerdem fahren die Londoner U-Bahnen in einer Tiefe von bis 80 Metern, was Rettungsaktionen erschwere. In Berlin sind täglich rund 600 Berufsfeuerwehrleute im Dienst, die im Katastrophenfall innerhalb von wenigen Minuten um 300 Freiwillige verstärkt werden können. Innenminister Otto Schily kündigte an, dass die Bundespolizei (früher BGS) ihre Präsenz in Zügen und Stationen der Bahn erhöhen werde.

Innensenator Ehrhart Körting (SPD), der seinen Urlaub unterbrochen hatte, sagte, dass es keine Hinweise auf Anschläge gebe. Körting warnte aber davor, sich in Sicherheit zu wiegen – auch vor den Anschlägen in London hätten die Sicherheitsbehörden keine Hinweise gehabt. Feuerwehrchef Broemme und Polizeipräsident Glietsch sagten, Berlin sei auf mögliche Anschläge vorbereitet. Körting sprach von rund 300 gewaltbereiten Islamisten, die in Berlin leben. Von diesen seien 200 der Hisbollah und etwa 50 der Hamas zuzurechnen. Der Rest gehöre kleineren Gruppen an. Die meisten Muslime und Islamisten lehnten terroristische Anschläge auf Zivilisten ab.

Neben der Islamischen Föderation meldete sich gestern der Verein Inssan in Neukölln zu Wort. Beide Verbände verurteilten die Anschläge. „Gegen diesen globalen Terror müssen alle Menschen gemeinsam angehen“, hieß es in einer Erklärung der Föderation. „Wir sprechen uns in aller Deutlichkeit gegen jede Form von Gewalt und Terror aus“, ergänzte Inssan in seiner Stellungnahme. Die Beteiligung von Muslimen an solchen Gräueltaten sei verabscheuenswürdig.

In der Britischen Botschaft äußerte sich Botschafter Sir Peter Torry. Er verurteilte die Anschläge als „barbarisch“, weil sie parallel zum G-8-Gipfel stattfänden, wo versucht werde „die Probleme der Welt zu lösen“. Seit neun Uhr morgens hatte Torry die Nachrichten aus London verfolgt, man bete mit den betroffenen Familien, sagte er. Über Kondolenzbücher oder Halbmastbeflaggung war gestern nicht noch entschieden. Der heutige Freitag werde der Tag der Zeremonien, hieß es.

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