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Berlin: Mehr Stammkunden im Nahverkehr

S-Bahn und BVG machen Verluste beim Firmenticket durch andere Angebote wett

Das verblüfft auch langjährige Kritiker: Obwohl die BVG und die S-Bahn in der Vergangenheit vor allem die Preise für ihre Stammkunden überproportional erhöht haben, ist es ihnen 2006 gelungen, mehr Abonnenten zu gewinnen. Andere Behauptungen seien falsch, sagte der Marketingleiter der S-Bahn, Wilfried Kramer. Tatsächlich seien die Einnahmen bei den Abonnements sogar um 7,7 Prozent gestiegen, Allerdings verlief die Entwicklung unterschiedlich. Während bei der BVG die Zahl der verkauften Jahreskarten leicht zurückging, verzeichnete die S-Bahn hier eine überdurchschnittliche Zunahme von 20 Prozent. Für Kramer ist dies ein Erfolg der Werbeaktivitäten der S-Bahn um Stammkunden.

Durch die Zunahme bei den Abonnements insgesamt sei auch der Rückgang bei den Firmentickets ausgeglichen worden, sagte Kramer weiter. Von den Jobtickets seien im vergangenen Jahr bei der BVG und der S-Bahn insgesamt 3,3 Prozent weniger verkauft worden. Hier war 2005 der Rabatt deutlich gesenkt worden – von 15 bis 17 Prozent auf nur noch fünf Prozent. Intern war vor allem bei der BVG befürchtet worden, dass dadurch bis zu 20 Prozent der Kunden abspringen könnten.

Doch Kunden habe man dadurch kaum verloren, ist auch die Sprecherin der BVG, Petra Reetz, überzeugt. Bei der BVG habe seither vor allem der Verkauf von Monatsmarken an Automaten stark zugenommen. Insgesamt seien die Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf gestiegen – von 487 Millionen Euro auf 501,5 Millionen Euro.

Daher wollen BVG und S-Bahn an den Konditionen für das Jobticket auch nichts mehr ändern. Vor dem Senken des Rabatts hatten sie angekündigt, den Beschluss zu überprüfen, falls es zu einem deutlichen Einbruch beim Absatz kommen sollte.

Da es beim Jobticket nur noch fünf Prozent Rabatt gebe, seien andere Angebote attraktiver geworden, sagte Kramer. Jetzt kauften viele Monatsmarken zu den üblichen Bedingungen, weil die Fahrscheine dann auch von anderen Personen genutzt werden können. Das Jobticket dagegen ist nicht übertragbar.

Auch einen anderen Vorwurf weist Kramer zurück: Vor allem die BVG mit einem hohen Anteil von kurzen Fahrten habe nach Preiserhöhungen hier Kunden verloren, weil viele ihre kurzen Wege jetzt zu Fuß oder mit dem Rad zurücklegten, ist der Fahrgastverband IGEB überzeugt. Nach Kramers Angaben hat die Zahl der Kurzstreckenfahrten im vergangenen Jahr jedoch in Berlin insgesamt um sieben Prozent zugenommen.

Deutlich profitieren die Verkehrsunternehmen auch vom Interesse der Touristen an Berlin. Der Verkauf der speziell für Besucher konzipierten Angebote wie Citytour- und Welcomekarte habe um gut 50 Prozent zugenommen. Kramer warnte davor, hier die Preise überdurchschnittlich zu erhöhen, wie es die Koalition plant.

Die Preispolitik für den Nahverkehr habe auch nicht dazu geführt, dass Fahrgäste verstärkt ohne Fahrschein unterwegs seien, sagte Kramer weiter. Im Gegenteil, die Zahl der Schwarzfahrer gehe seit Jahren zurück. Derzeit seien in Berlin nur knapp drei Prozent der Fahrgäste ohne gültiges Ticket unterwegs.

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