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Berlin: Mehr Überfälle auf Straßen und Plätzen

Die Polizei will ihre Präsenz verstärken, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen / Kriminalstatistik: Insgesamt nahm die Zahl der Straftaten kaum zu

Die Kriminalität in Berlin ist in diesem Jahr nur geringfügig gestiegen. Mit 540 000 registrierten Straftaten habe es rund 5500 Delikte mehr gegeben als im Vorjahr, sagte Polizeipräsident Dieter Glietsch. Als bedenklich bezeichnete der Polizeichef allerdings die Entwicklung bei den Raubstraftaten. So hätten Straßenräuber rund 4600 Mal zugeschlagen. Dies entspreche einem Anstieg von 12 Prozent. Mit 733 Fällen bis Anfang Dezember seien die Handtaschenraubtaten sogar um 40 Prozent gestiegen.

„Was absolute Zahlen angeht, fallen diese Delikte nicht besonders ins Gewicht. Aber sie sind beunruhigend, weil sie das subjektive Sicherheitsgefühl beeinträchtigen“, sagte Glietsch. Dieses negative Empfinden lasse sich auch nicht dadurch beheben, dass sich der tatsächliche materielle Verlust meist in Grenzen halte. Wegen der Zunahme von Raubdelikten habe die Polizei in den vergangenen Monaten Brennpunkte – beispielsweise UBahnhöfe – besonders intensiv überwacht.

Bei den Räubern handele es sich überwiegend um Personen unter 21 Jahren, die überproportional häufig nicht die deutsche Staatsangehörigkeit hätten oder nicht deutscher Herkunft seien, sagte der Polizeipräsident. „Das macht mir Sorgen, weil es offensichtlich mit Integrationsproblemen zu tun hat.“ Man dürfe nicht tatenlos zusehen, wie junge Menschen auf Grund sozialer Schwierigkeiten in die Kriminalität abglitten. Die Polizei setze deshalb auch nicht nur auf repressive Mittel, sondern wolle noch stärker bei der Prävention mit den Berliner Schulen zusammenarbeiten. „Den Desintegrations- Tendenzen muss entgegen gewirkt werden“, sagte Glietsch.

Überproportional ist allerdings die Zahl der Banküberfälle gestiegen. Sie haben sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt: 28 Taten wurden im Vorjahr registriert, 61 waren es in diesem Jahr. Die Aufklärungsquote liegt bei knapp 50 Prozent: 20 Täter, denen insgesamt 29 Taten zur Last gelegt werden, wurden bereits gefasst.

Auffällig sei auch der Anstieg bei Gewaltdelikten, sagte Polizeipräsident Glietsch weiter. Bis Ende November habe es rund 42 000 Körperverletzungsdelikte und damit 2462 mehr Fälle als im gleichen Zeitraum des Vorjahres gegeben. Dies entspreche einem Anstieg von 6,2 Prozent. Allein am ersten Adventswochenende seien der Polizei in diesem Jahr 40 Fälle häuslicher Gewalt gemeldet worden.

Positiv bewertete der Polizeichef allerdings, dass Opfer nun eher bereit sind, auch gewalttätige Ehepartner anzuzeigen. „Die Bereitschaft, die Polizei zu rufen, ist in den letzten Jahren durch intensive Öffentlichkeitsarbeit gestiegen.“ Die Menschen scheuten sich auch nicht mehr, Hilfe von Außenstehenden in Anspruch zu nehmen und zögen sich nicht mehr so oft „in Scham zurück“. Auch das trage zu dem statistischen Anstieg bei.

Glietsch hob hervor, dass die Polizei in diesem Jahr ihre Aufklärungsquote um rund ein Prozent verbessern konnte. Damit würden nun über 50 Prozent der Täter ermittelt. „Das ist für eine Metropole ein ausgezeichnetes Ergebnis“, sagte er. Berlin schneide auch im Vergleich mit anderen deutschen Großstädten gut ab. „Die Steigerung zeigt außerdem, dass die Leistungsfähigkeit der Polizei in diesem Jahr nicht gelitten hat – trotz der zusätzlichen Arbeitsbelastung in Folge des 11. September.“weso/dpa

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