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"Mein Führer": Applaus für Hitler-Satire in Berlin

Die Hitler-Satire "Mein Führer" mit Helge Schneider hat am Mittwochabend bei ihrer Berlin-Premiere viel Applaus erhalten, aber auch den einen oder anderen Buh-Ruf.

Berlin - Regisseur Dani Levy ("Alles auf Zucker") gestand nach der Aufführung: "Ein bisschen Bammel hatte ich schon." Nun müsse sich der Film durchsetzen. "Ich finde toll, das über den Film gestritten wird. Das ist eben auch Deutschland".

Ulrich Mühe ("Das Leben der Anderen") spielt in der Komödie den jüdischen Schauspieler Adolf Grünbaum, der Hitler auf eine wichtige Rede vorbereiten soll. In zahlreichen Unterrichtsstunden enttarnt er den Diktator als einen vom Vater geschlagenen Schwächling, der beim deutschen Volk nach Anerkennung sucht.

Premiere ohne Mühe und Schneider

Mühe und Schneider, die wie Sylvester Groth in der Rolle von Reichspropagandaminister Joseph Goebbels, besonderen Applaus erhielten, waren nicht zu der Berliner Premiere gekommen. Mühe lobte aber in einem Brief, der von seiner Frau vorgelesen wurde, den Regisseur. Levy habe "mutig und couragiert" das Thema angepackt, das ihm "auf den Nägeln brannte". Nun müsse das Publikum entscheiden, nicht die Kritiker, die vorsorglich eine "Volksfürsorgegemeinschaft" gebildet hätten.

Schneider, der sich vor der Uraufführung des Streifens in Essen zu Wochenbeginn auch kritisch geäußert hatte, ließ per Filmeinspielung in Schneider-Manier wissen: "Der eigentliche Grund, warum ich nicht kommen konnte ist, das ich in Essen bin." Und setzte hinterher: "Ich hoffe, dass Ihr den Film auch verstanden habt."

Zufriedene Prominenz

Regisseur Oskar Roehler ("Die Unberührbare") sagte nach der Premiere: "Ich habe mich wirklich besser amüsiert, als ich es erwartet hätte. Es ist keine laute Loslachnummer. Ich hätte auch eine richtige Klamotte gut gefunden." Schauspielerin Katja Flint fand "die Aufregung im Vorfeld völlig überzogen". Ihre Kollegin Ulrike Folkerts sagte, sie hoffe, der Film bekomme "ein gutes und großes" Publikum.

Zu den Premierengästen im Kino "Delphi" zählten auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und viele bekannte Schauspieler wie Winfried Glatzeder, Ulrich Noethen, Meret Becker, Marion Kracht, Vadim Glowna und Ulrich Matthes, der in Bernd Eichingers "Der Untergang" Goebbels gespielt hatte.

In den zurückliegenden Tagen hatte der Film Kulturvertreter, Kritiker und Politiker in zwei Lager gespalten. Die einen kritisierten, dass der Film die Verbrechen der Nazis verharmlose. Die anderen vertraten die Auffassung, er entlarve die Nationalsozialisten als lächerliche Schwächlinge. Bei der Uraufführung des Films am Dienstagabend in Essen schwankte die Stimmung zwischen Heiterkeit und Ernst. An diesem Donnerstag kommt die Hitler-Satire bundesweit in die Kinos. (tso/dpa)

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