Meine Woche (57): Furchtbar

Ahmad, nach dem Wahlsieg von Donald Trump befürchten viele, dass es für Muslime dort um einiges schwieriger wird. Haben Sie auch solche Ängste?
Ja. Ich saß am Mittwochmorgen da und habe bei Google immer wieder auf Aktualisieren gedrückt. Als Trump 244 und Clinton 209 Wahlmännerstimmen hatte, habe ich gehofft, dass sich das Blatt noch wendet. Aber das tat es nicht. Jetzt werden die Rassisten in den USA sicher Auftrieb bekommen.

Kennen Sie jemanden in den USA?
Mein Cousin studiert dort. Ich habe nicht viel Kontakt zu ihm. Aber ich will nicht, dass ich in ein paar Wochen ein Foto auf Facebook sehen muss, das zeigt, dass er verprügelt wurde. Denn es wird mehr Übergriffe geben, und bestimmte Leute werden denken, dass es okay ist, einen Farbigen oder einen Muslim anzugreifen.

Hätten Sie lieber Hillary Clinton gehabt?
Damit wir uns nicht falsch verstehen: Die sind beide scheiße. Ich hätte am liebsten Bernie Sanders gehabt. Der hatte richtig viel Potential. Aber mein Eindruck war, dass die Medien nicht genug über ihn berichtet haben.

Was glauben Sie, was Trump als Präsident für Syrien und den Nahen Osten bedeutet?
Nichts Gutes. Aber wird vielleicht doch besser als unter Clinton – Trump will sich ja eher auf die USA konzentrieren und den Blick nach innen richten.

Macht sich Ihre Familie auch Sorgen?
Ich habe gestern mit meinem Vater telefoniert. Da war das aber kein Thema.

Derzeit hört man wenig aus Syrien.
Das Grauen dort ist Normalität geworden. Da berichten die Medien weniger. Jetzt geht es, wenn es mal um die Region geht, vor allem um Mossul im Nord-Irak.

Welches Wort geben Sie uns heute mit?
Eines für Trump: Wenn ein Playboy das mächtigste Land der Welt regiert, ist das einfach nur fazee. Furchtbar.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali