Meine Woche (71): Erfolg

Ahmad, haben Sie viele Reaktionen bekommen auf die große Liebesgeschichte, die letzte Woche auf unserer Doppelseite von Ihnen und Ihrer Freundin Toni erzählte?

Ja. Leider auch viele unfreundliche, wenn auch nicht so viele, wie ich gedacht hätte.

Was zum Beispiel?

Dass Toni es noch bereuen wird, mit mir zusammen zu sein. Oder dass wir Berlin-Neulinge immer nur von Party zu Party ziehen. Mein Freund Bartl, der Autor, hat auch ein paar hässliche Worte zu hören bekommen, die ich hier nicht wiederholen will. Aber es gab auch Menschen, die Toni und mir Glück gewünscht haben. Eine Frau schrieb, sie würde uns am liebsten knuddeln.

Lieb! Und wie war Ihr großer Sprachtest?

Ziemlich gut, ehrlich gesagt. Verstehen, Hören, Schreiben – alles kein Problem. Nur als es ans Sprechen ging, war ich auf einmal so aufgeregt, dass ich kein Wort herausbekommen habe.

Oh nein. Und was ist dann passiert?

Ich habe mich irgendwann wieder gefangen. Es ging um eine Selbstbeschreibung, dann musste man noch ein Bild beschreiben und mit einem Partner diskutieren.

Sie gehen also davon aus, dass Sie den Test bestanden haben?

Ja. Bis der nächste Sprachkurs losgeht, habe ich noch einen Orientierungskurs zur deutschen Geschichte. Außerdem bewerbe ich mich jetzt für ein Stipendium für eine private Sprachschule, die mich noch besser aufs Studieren vorbereitet. Das hat mir mein Sachbearbeiter vom Jobcenter empfohlen.

Hat der sich inzwischen damit abgefunden, dass Sie keine Ausbildung zum Elektriker machen wollen?

Ach, ich glaube, sofern ich nur das Jobcenter endlich kein Geld mehr koste, zum Beispiel weil ich Bafög bekomme, ist es ihm mittlerweile egal.

Wir drücken Ihnen die Daumen. Welches Wort geben Sie uns heute mit?

Weil es gerade ganz gut läuft: Najah. So heißt Erfolg auf Arabisch.

Die Fragen stellte Maria Fiedler.

Diese Kolumne ist gedruckt in der Tagesspiegel-Samstagsbeilage Mehr Berlin erschienen. Alle Folgen finden Sie unter diesem Link.

Ahmad Al-Dali