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Berlin: Meisterköche, sanft geliftet

Gala der Partner für Berlin im Hotel Intercontinental diesmal mit knapperem Programm

Die meisten Dauerredner wissen genau, dass niemand lange Reden hören will – doch sie handeln nur selten danach. Insofern darf es als Überraschung gelten, dass die alljährliche Verleihung des Titels „Berliner Meisterkoch“ diesmal nicht nur mit gekürzter Redezeit, sondern auch sonst attraktiv geliftet über die Bühne des Hotels Intercontinental ging. Moderator Heinz Horrmann drückte aufs Tempo, Friedrich-Leopold von Stechow, der Chef der „Partner für Berlin“, fasste sich kurz, und auch die Laudatoren machten es knapp und pointiert. Allgemeine Übereinkunft: Das neue Konzept hat sich bewährt. Zumal in diesem Jahr mit der Ehrung zweier hervorragender Servicekräfte erstmals der Blick auf die Arbeit der schwarzen Brigade gelenkt wurde, ohne die auch die besten Köche im Regen stehen: Rainer Möckel vom „Borchardt“ als Maitre des Jahres und Lars Rutz, Chef der Weinbar Rutz, als bester Sommelier.

Diese Gala war aber vor allem der Beginn eines neuen Auswahlprinzips für die Köche: nur noch ein Berliner Meisterkoch, dazu ein Aufsteiger des Jahres, ein Brandenburger Meisterkoch sowie eine Patissiere – macht überschaubare vier Gänge nebst einem Amuse gueule aus der Küche des Hausherren Thomas Kammeier, dem „Zweierlei von der Jakobsmuschel“. Ein gelungener Auftakt, dem anders als bisweilen in den letzten Jahren kein Durchhänger folgte. Aufsteiger Drew Deckman vom „Seasons“ ließ bei seinem eingelegten Thunfisch mit Blumenkohl-Panna-Cotta und Ossietra-Kaviar subtil dosierte Chili-Schärfe wirken. Oliver Heilmeyer von der „Bleiche“ in Burg, der nach dem Großbrand in der Landtherme des Hotels zurzeit zu Hause ein wenig unterfordert ist, ließ sich von den Traditionen des Spreewalds zu einem Wels mit geräucherten Gurken und sanftem Essiggemüse inspirieren, und Matthias Buchholz vom „First Floor“, der diesjährige Berliner Meisterkoch, zelebrierte einen brillanten Hauptgang: Variationen vom Rotwild auf Petersilienwurzelmousseline mit Holunderjus. Der Abschluss: köstliche Süßigkeiten „in Kuvertüre und Karamell“ von Renate Bruckner, der Chefpatissierin des Adlon, die sich mit diesem Auftritt auch schon aus der Stadt verabschiedete. Sie wird in Zukunft in Dubai arbeiten. Klaus Wowereit, der wieder zusammen mit seinem Lebenspartner Jörn Kubicki gekommen war, nahm daraufhin öffentlich Abstand von Diät-Plänen: „Mein Umfang nimmt immer mehr zu“, sagte er, „aber meine Schneider freuen sich, wenn sie mal wieder einen neuen Anzug anfertigen dürfen.“

Gut 300 Gäste waren diesmal im großen Ballsaal des Hotels, wie stets überwiegend Vertreter der Firmen, die die „Partner für Berlin“ tragen. Sie brachten nicht nur Hunger mit, sondern auch großen Durst: Der vom Berliner Händler Georg Mauer mitgebrachte Weinvorrat, darunter ein Scharzhofberger Riesling von der Saar und ein Meursault, wurde bis zum letzten Tropfen vernichtet.

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