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Berlin: Meningitis: Staatsanwalt ermittelt

Philipps Vater zeigt Arzt wegen Verdacht auf fahrlässige Tötung an

Die Eltern des vierjährigen Philipp, der in der vergangenen Woche an einer Meningokokken-Meningitis gestorben ist, haben gegen den behandelnden Oberarzt des Vivantes-Klinikums Friedrichshain Anzeige erstattet. Wie berichtet, hatte der Mediziner den Jungen noch am Dienstagabend mit einem fiebersenkenden Mittel wieder nach Hause geschickt, weil er die Hirnhautentzündung nicht erkannte. Wenige Stunden später war der Junge tot. „Wir ermitteln unter dem Verdacht der fahrlässigen Tötung“, sagte Justizsprecher Björn Retzlaff dem Tagesspiegel. Die Staatsanwaltschaft hat bereits die Obduktion der Kinderleiche angeordnet. Entscheidend für die Ermittlungen sei nicht nur, ob ein Behandlungsfehler des Arztes vorliegt, sondern auch, ob dieser Fehler ursächlich für den Tod des Kindes ist, so der Sprecher.

Gegen die Besatzung des Rettungswagens der Feuerwehr wird ebenfalls ermittelt. Der Vater erstattete Anzeige wegen unterlassener Hilfeleistung. Wie berichtet, hatten die Eltern den Notruf am Mittwochmorgen um 2.30 Uhr gewählt. Doch die Besatzung des Rettungswagens versuchte rund eine halbe Stunde lang, zu entscheiden, ob der Junge ein Fall fürs Krankenhaus ist. Dann verlor der Vater die Geduld und brachte sein Kind selbst ins Krankenhaus, wo Philipp um 3.52 Uhr starb. Fachleute wundern sich, dass die Rettungssanitäter so lange brauchten, um zu entschieden. „Um die notwendigen Fragen zu klären, braucht man keine halbe Stunde“, sagt ein Insider. Wenn man die Notrufnummer 112 wählt, hat man keinen Einfluss darauf, ob nur ein Rettungswagen oder aber ein Notarztwagen kommt. Denn das entscheidet die Leitstelle nach genau festgelegten Kriterien. Wenn zum Beispiel der Patient unter heftigen Brustschmerzen und Atemnot leidet, dann deutet dies auf einen Herzanfall hin. In diesem Falle alarmiert die Leitstelle parallel zum Rettungswagen auch den Notarzt. Ebenso können die Rettungssanitäter selbständig einen Arzt zu Hilfe holen, falls die Symptome dies erfordern.

Doch auch ein Notarzt hätte die Meningitis wohl nicht erkennen können, sagt der Fachmann. Denn dazu benötige man Laboruntersuchungen und eine langjährige Erfahrung mit Hirnhautentzündungen. Unwahrscheinlich bei einem Notarzt, meist sind es Internisten oder Anästhesisten.

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