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Menschenhandel: Razzia unter Rotlicht

Bei einer Großrazzia mit 160 Einsatzkräften in Berlin und Brandenburg haben Polizisten Bordelle und Privatwohnungen durchsucht. Den Personen aus dem Rotlichtmilleu wird Menschenhandel und Zuhälterei vorgeworfen.

Nicht nur auf Schönebergs „Straßenstrich“ machte sich am Mittwochabend Unruhe breit: Rund 160 Polizisten durchsuchten bei einer Großrazzia in Berlin, Brandenburg und Schleswig-Holstein rund 16 Bordelle und private Wohnungen. Dabei wurden in Berlin zwei Deutsche verhaftet. Ihnen wird Menschenhandel, Ausbeutung zur Prostitution und Zuhälterei vorgeworfen. Auch im brandenburgischen Velten sowie im schleswig-holsteinischen Bönningstedt sollen Haftbefehle gegen zwei mutmaßliche Zuhälter vollstreckt worden sein.

Die Sonderkommission „Iskariot“ der Berliner Polizei „zur zielgerichteten Bekämpfung der Milieukriminalität in Schöneberg Nord“ ermittelt bereits seit Monaten gegen eine Zuhälterbande, die aus 14 Mitgliedern besteht.

Gegen 20.30 Uhr rückten die Rotlichtfahnder mit Beamten des Spezialeinsatzkommandos (SEK) in Schöneberg-Nord an. An der Froben-/Ecke Bülowstraße überwältigten die Elitepolizisten die beiden mit Haftbefehl gesuchten mutmaßlichen Zuhälter aus Berlin. Zudem kontrollierten die Beamten Bordelle und Wohnungen auf dem „Straßenstrichbereich“ rund um die Einemstraße, Kurfürstenstraße sowie eine Pension in der Fuggerstraße. Sie soll als Treffpunkt für Prostituierte dienen. Die Pension sowie der Straßenstrichbereich werden als „geschlossene Einheit“ gesehen, hieß es bei der Staatsanwaltschaft gestern. Dieser Bereich ist nach Angaben der Ermittler in der Hand der mutmaßlichen Zuhälterbande. Für die zur Prostitution gezwungenen Frauen bedeutet das: Die Zuhälter bestimmten durch „klar definierte Regeln“, wie es im Bericht heißt, wann, wie lange und zu welchen Bedingungen die Frauen anschaffen gehen. Für die Tatverdächtigen sollen mindestens 20 Frauen – überwiegend Deutsche – gearbeitet haben. Die Fahnder sicherten bei der Großrazzia verschiedene Beweismittel, die nun ausgewertet werden müssen. Ein Kripo-Ermittler sprach von einem „sehr erfreulichen Erfolg“, der mit dieser groß angelegten Aktion erzielt wurde.

In Schöneberg-Nord hatte es in den vergangenen Monaten schon einmal Aufruhr gegeben: Als bekannt wurde, dass an der Potsdamer Straße Ecke Kurfürstenstraße ein Großbordell geplant ist, formierten sich Anwohner, Kita-Betreiber und Geschäftsleute gegen die Pläne. Ein Investor will dort ein 40-Zimmer-Bordell in den obersten drei Etagen des ehemaligen „Wegert-Hauses“ einrichten. Bürgerinitiativen und Anwohner kämpfen nach wie vor dagegen.

Der Tempelhof-Schöneberger Baustadtrat Bernd Krömer sagte gestern, die Entscheidung zum Bau des Großbordells falle nach dem 7. Dezember. Der Investor hatte um einer Verlängerung der „Äußerungsfrist“ gebeten, die an diesem Tag abläuft. Nach Rechtslage sei ein solches Projekt „grundsätzlich zulässig“, auch wenn die Behörde gegen einen Bordellbau ist, sagte Krömer. Der Fall werde geprüft. Noch dieses Jahr soll das Ergebnis feststehen.

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