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Berlin: Menüs und mehr

Gaumenfreuden: Das Gourmet-Festival „Eat! Berlin“

Herbstferien? Nicht für Berlins Feinschmecker, die in der Woche bis zum 9. Oktober mit einer Reihe von höchst originellen Veranstaltungen verwöhnt werden. „Eat! Berlin“ heißt das Programm, das sich von einem normalen Gourmet-Festival durch seine originelle Programmkonzeption unterscheidet: Es werden nicht nur Köche und Winzer zusammengebracht, sondern Ereignisse geschaffen, die sonst so kaum denkbar sind. Bereits am gestrigen Montag haben Joschka Fischer und der mit ihm befreundete Regisseur Pepe Danquart zusammen mit Marco Müller in der Weinbar Rutz ein Menü gekocht – und in diesem Stil geht es in den kommenden Tagen weiter.

Der prominenteste kochende Gast der „Eat Berlin“ ist sicher Eckart Witzigmann. Der manchmal schlicht „Chef“, „deutscher Bocuse“ oder auch bombastisch „Koch des Jahrhunderts“ genannte Großmeister hat in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag gefeiert und ist naturgemäß nicht mehr sehr daran interessiert, dauerhaft am Herd zu stehen. Deshalb wiegt das Versprechen um so schwerer, dass er zusammen mit einem seiner besten Schüler, Michael Hoffmann, am kommenden Sonnabend, dem 8. Oktober, in dessen Berliner „Margaux“ ein Menü auftischt. Selbst wenn er vermutlich nicht jede Möhre persönlich schnitzen und die Hauptarbeit wohl der eingespielten Brigade Hoffmanns überlassen wird, ist das ein bemerkenswertes Ereignis.

Was ist das Besondere an Witzigmanns Werk? Er hat mit einem phänomenalen Gespür für Harmonie kulinarische Klassiker komponiert, hat als einer der ersten Köche die Rückbesinnung auf die regionalen kulinarischen Traditionen eingeleitet und all das mit einer extrem ausgefeilten Kochtechnik realisiert. Die Wende zur wissenschaftlich untermauerten „Molekularküche“ hat nach seiner großen Zeit begonnen – es ist durchaus noch offen, ob er damit Entscheidendes verpasst hat. Der gebürtige Österreicher war in der Münchener „Aubergine“ der erste Küchenchef in Deutschland, der 1979 den dritten Michelin-Stern errang.

Ironischerweise kam der wirtschaftliche Erfolg erst nach der Schließung dieses legendären Restaurants 1994, mit kaum noch zählbaren Büchern und erfolgreichen Shows wie „Witzigmann Palazzo“. Der Kontrast seiner eher klassisch fundierten Gerichte zu den ausgetüftelten Gemüsekreationen Michael Hoffmanns dürfte das Zusammentreffen besonders interessant machen.

Der Preis ist dem Ereignis angemessen: 219 Euro pro Person werden einschließlich der Getränke berechnet. Alle anderen Veranstaltungen aus dem Programm von „Eat Berlin“ sind günstiger kalkuliert. An diesem Dienstag beispielsweise gibt Cynthia Barcomi (für 59 Euro) in ihrem Deli Einblicke in die Geheimnisse des „American Baking“ und Rolf Zacher stellt im Hilton sein neues Album vor. Am Mittwoch steht in „Vogts Bierexpress“ am Mehringdamm eine „Bierissage“ mit kleinen Gerichten von Matthias Buchholz auf dem Programm, am Donnerstag zeigt Pepe Danquart in Hartmanns Restaurant in Kreuzberg seinen Film „C(r)ook“, und bei Frühsammers in Schmargendorf gibt es einen „Frauen-Power-Abend“ mit Irina von Bentheim, am Freitag geben zwei Mitglieder des schwedischen Weltmeisterteams kulinarischen Skandinavisch-Unterricht. Eine Benefiz-Gala mit Top-Köchen im nhow-Hotel in Friedrichshain bildet am Sonntag den Abschluss.Bernd Matthies

Das ganze Programm unter www.eat-berlin-festival.de

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