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Berlin: Merkel-Störer zog erneut den Kürzeren

Beim Schulbesuch der Bundeskanzlerin stoppten Polizisten den 26-Jährigen. Vor Gericht scheiterten alle seine Anträge

Der Störer versuchte es diesmal mit einer Flut von Anträgen. Ein Papier nach dem anderen nahm Roland B. von einem beachtlichen Stapel, um den Prozess scheitern zu lassen. Sein Plan aber ging nicht auf. Der 26-Jährige, der 2007 beim Treffen der Bundeskanzlerin mit dem französischen Staatspräsidenten Nicolas Sarkozy in Richtung Angela Merkel (CDU) gelaufen war, muss sich seit Freitag wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte verantworten. Außerdem geht es um Verstöße gegen das Waffengesetz.

Zum „Merkel-Störer“ wurde Politaktivist Roland B., der in der linken Szene ebenso bekannt wie umstritten ist, auf dem Gelände einer Reinickendorfer Schule. Laut Anklage ging er „schnellen Schrittes und mit erhobenem rechten Arm auf die von Personenschützern umgebene Bundeskanzlerin zu“. Er sei in den „Nahbereich der Kanzlerin“ eingedrungen. Wenige Meter von ihr entfernt brachten ihn Polizisten zu Boden. Da soll er um sich geschlagen und getreten haben. „Die Repressionen gegen mich sind krass“, erklärte B. vor Prozessbeginn. Der Mann im schwarzen Kapuzenshirt beteuerte, dass er „nie Menschen oder Sachen beschädigen würde“. Im Saal präsentierte er sieben Anträge, von denen auch seine Anwältin überrascht waren. Er forderte die „Verlegung des Prozesses auf die Straße“, damit nicht nur „ein paar exklusive Autoritäten“ zuhören, er wollte nicht namentlich, sondern mit „Codiernummer 15“ angesprochen werden, weil er sich bedroht fühlt – vor allem durch Polizisten.

Beamte hatten vor der Aktion bereits mehrfach die Wohnung des Neuköllners durchsucht. 2006 fanden sie zwei Vorderlader, eine Gaspistole und 47 Platzpatronen. Die frei verkäuflichen Waffen wurden beschlagnahmt, weil B. der Besitz zuvor ausdrücklich verboten worden war. „Wegen der Annahme einer psychischen Erkrankung“, heißt es. Im Mai 2007 waren bei B. Chemikalien sichergestellt worden, aus denen Sprengstoff hergestellt werden kann.

Unermüdlich arbeitete B. seinen Papierberg ab. „Gegen mich wird prozessiert, weil ich mich politisch engagiere“, sagte er. Zur Sache mit der Kanzlerin aber kam er nicht, der Prozess wurde unterbrochen und geht Freitag weiter. Dann wird auch ein psychiatrischer Gutachter zu Wort kommen. Kerstin Gehrke

Kerstin Gehrke

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