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Komm mir mal ins Gehege. Die Tourismuswerber aus Botsuana haben ein hübsches Plakat aufgehängt, das nicht nur Tierzahnärzte beeindruckt. Foto: dpa/Hannibal Hanschke

© dpa

Messe: Senegal gesucht, Slowenien gefunden

Quer durch Europa, Afrika oder Asien: wer die ITB besucht, braucht Zeit und Disziplin. Wem die ganze Welt zu Füßen liegt, der kann sich leicht verlaufen.

Afrika soll es sein. Der Senegal, vielleicht auch Botsuana oder Mosambik. Alles zu finden in Halle 20. Schnurstracks dort hinzugehen, wäre empfehlenswert. Denn sonst ist es leicht, sich in der bunten Länderwelt zu verzetteln. Halle 16 – Wellness – liegt auf dem Weg. Auf überraschend kleinem Raum finden sich nur sechs Anbieter, darunter Fit-Reisen. „Ayurveda ist stark gefragt“, sagt ein Herr hinterm Tresen und wedelt mit einer Broschüre. Auch der Thermalsee in Héviz, Ungarn, sei sehr empfehlenswert. „Es gibt Nonstop-Flüge dort hin.“

Gegenüber bildet sich eine Schlange, weil man ab zehn Uhr allerlei Massagen testen kann, auch eine „Vital-Eye-Behandlung“ ist im Gratisangebot. In Halle 17 präsentiert sich die Schweiz, da will man rasch vorübergehen, der starke Franken macht das Land arg teuer. Eine junge Frau im Dirndl stellt sich in den Weg. „Spielen Sie eine Runde Alpengolf?“, fragt sie mit reizendem Akzent und hält einem eine Art Alphorn hin. Überredet, kann ja nicht so schwer sein, mit dem Ding einen Golfball ins anderthalb Meter entfernte Loch zu befördern. Fünf Versuche sind möglich. Nur der letzte klappt – und das über dem Loch thronende Murmeltier registriert’s mit schrillem Pfiff. Eben noch die Teilnahmekarte fürs Gewinnspiel ausfüllen, eine Schweizreise lockt, und weiter geht’s.

Oh, da ist Slowenien. Nur mal schauen. Moravske Toplice? Nie gehört. „Dort haben sie nach Öl gebohrt und heilendes, schwarzes Thermalwasser gefunden“, sagt der Betreuer am Stand der „schönsten Thermen- und Alpenresorts im Herzen Europas“ strahlend. In der Nähe, in Radenci, sprudelt Mineralwasser gegen alle möglichen Leiden, „seit 1882“. Das Land erscheint überaus praktisch. „In zwei Stunden kann man es mit dem Auto umfahren“, sagt der Slowene. So sei man schnell in Maribor, Europäische Kulturstadt 2012. Slowenien ist eine Fundgrube – und ein Zeitfresser. Weiter, weiter. Anhalten in Polen, Halle 15. Sonst hatten die Nachbarn immer üppig in Rot dekoriert. In diesem Jahr ist alles weiß. „Es sieht ein bisschen aus wie im Krankenhaus“, sagt eine Helferin am Stand vom Lebuser Land. Diese Gegend liegt nah an Berlin, da kann es im Frühling doch mal hingehen. Material einpacken und zu Hause in Ruhe durchschauen.

Halle 25 rasch durchschreiten, allerdings: Da sind schöne Kreuzfahrtschiffe dekoriert. Wollte man nicht immer mal eine Seereise machen? Was Besonderes wäre eine Wolgakreuzfahrt. „Vohodod – Russian River Cruises“ bietet so etwas an. „Wenn Sie Moskau schon kennen, nehmen Sie von dort das Schiff bis Astrakhan“, empfiehlt die junge Frau am Stand. Zwölf Tage dauere die Fahrt bis ans Kaspische Meer. „Aber da erleben Sie das ursprüngliche Russland.“ Kleine Städte seien zu entdecken. Die Reederei setzt Dreisterneschiffe ein, andere, so sagt die Russin bedauernd, „bauen wir bei uns im Land nicht“. Höheren Standard kann man auf den Luxuslinern der Holland-American-Line erwarten, die mit dem Slogan werben: „A Signature of Excellence“. Geht das gut: Holländer und Deutsche auf einem Schiff? „Kein Problem, wenn kein Fußball im Fernsehen läuft“, sagt der Reedereivertreter grinsend.

Gedrängel in der Asien-Halle. Tokio steht weit oben auf der Da-will-ich-unbedingt-mal-hin-Liste. Also einpacken, was da ist: Prospekte, Hotelbroschüren, Restaurantführer, sogar ein detaillierter Stadtplan liegt bereit.

Die Tasche, eine extra große wurde für den ITB-Besuch gewählt, wiegt jetzt bleischwer. So beladen schafft man es nicht mehr nach Afrika. Die Füße schmerzen, einen Kaffee, bitte. Weit weg ist der Senegal – fast wie in Wirklichkeit. Es sind einfach zu viele Länder auf der ITB. Anstrengend und verwirrend ist diese Messe und jedes Mal wieder: einfach Klasse.

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