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Berlin: Methodenwahnsinn

So viel vorweg: Dieses Buch ist ziemlich lustig. Das muss gesagt werden, denn es versteht sich nicht von selbst.

Von Andreas Austilat

So viel vorweg: Dieses Buch ist ziemlich lustig. Das muss gesagt werden, denn es versteht sich nicht von selbst. Markus Orths hat nämlich einen Roman über die Schule geschrieben. Sein „Lehrerzimmer“ ist ein Ort des Wahnsinns. Und dem kann auch der Ich-Erzähler Assessor Kranich nicht entgehen. Der Wahnsinn liegt, wen wundert’s, im System. Was daran komisch ist? Die grobe Überzeichnung. Die macht alle zu Opfern, Lehrer, Schüler, Eltern und vielleicht sogar den Schulleiter. Und deshalb kann jeder mitlachen in diesem absurden Theater. Komisch ist, wenn Assessor Kranich allein zu Hause auf den Anruf der einstellenden Behörde wartet und darüber physisch und psychisch verfällt. Komisch ist das Terrorregime des Direktors, ist der didaktische Methodenwahnsinn der Vorführstunden, in dem etwa Referendare mit Theaterblut eine Hinrichtung inszenieren – aus Gründen der Anschaulichkeit (nie werden die Schüler die Bedeutung des Wortes „kill“ vergessen). Orths war im ersten Beruf Lehrer, heute ist er Mitherausgeber der Literaturzeitschrift „Konzepte“. Wie viel Innensicht hat der Mann? Wir hoffen mal, nicht so besonders viel. Das wäre nämlich gar nicht lustig.

Markus Orths: Lehrerzimmer. Schöffling & Co, Frankfurt a. M. 164 Seiten, 18,50 €.

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