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Berlin: Michael Bormann, Firmenretter

Ein uneingeschränktes Testat bekäme der zielstrebige Wirtschaftsprüfer aus Hamburg für sein Auftreten. Makellos sind die Frisur und das elegante Outfit.

Ein uneingeschränktes Testat bekäme der zielstrebige Wirtschaftsprüfer aus Hamburg für sein Auftreten. Makellos sind die Frisur und das elegante Outfit. Mit seinem täglichen 50-Minuten-Lauf hält er sein Gewicht nun auf 82 Kilo. Früher waren es mal 106! Seine Rede ist sachlich und bestimmt. Das braucht es auch, wenn man Vertrauen gewinnen will in den beiden „Lagern“ seines Geschäfts: Bei den Firmen, die sich um ihre wirtschaftliche Zukunft und den Banken, die sich um ihre Kredite sorgen.

Immer öfter hat es seine inzwischen stattliche Sozietät mit solchen Fällen zu tun, in denen es neuer Ideen, neuer Manager und neuen Kapitals bedarf, um ein Unternehmen vor dem Untergang zu retten. Für diese Rettungsaktionen ist der begeisterte Segler bestens gerüstet. Fachlich haben ihn sein BWL-Studium und die Assistentenzeit an der Uni Hamburg und die parallele Arbeit in einer großen Wirtschaftsprüfungsgesellschaft bestens vorbereitet. In seiner Dissertation hat er sich mit der interessanten Frage der Bewertung halbfertiger Software-Produkte im Jahresabschluss befasst. Magna cum laude natürlich. Als Junge profitierte er davon, dass er mit 14 Jahren schon Segellehrer an der Alster war. Er musste vor Erwachsenen reden und bestehen. Heute hält er gut 50 Vorträge im Jahr.

1992 hat er mit einem Kollegen beschlossen, eine altehrwürdige Hamburger Kanzlei mit 20 Mitarbeitern zu kaufen – für eine Million Mark und voll kreditfinanziert. Das war mutig und riskant. Zwei Tage vor Weihnachten wussten sie nicht, wie sie die Löhne zahlen sollten. Eine lehrreiche Erfahrung mit Unternehmenskrisen für ihn. Im gleichen Jahr kam auch schon der Schritt nach Berlin, ein Jahr später waren sie hier schon 15 Leute und heute 43. Mit den anderen Niederlassungen sind sie 140 und machen 12 Millionen Euro Umsatz. Eine Spezialität in den neuen Bundesländern waren „privatisierte Unternehmen, die in die Grütze gingen“. 1996 hat die Sozietät in der Danziger Straße ein Bürohaus gekauft.

Der neue Renner – neben Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung – ist heute die „alternative Unternehmensfinanzierung“. Mit Anleihen und Inhaberschuldverschreibungen hilft er Kunden, sich bankenunabhängig zu finanzieren. Das Geld finden sie bei privaten Investoren über Vermögensverwaltungen. Das funktioniert schon ab fünf Millionen Euro.

Berlin hält Michael Bormann für „sehr liebenswert“, aber wirtschaftlich für viel zu schwach. Berlin sei einmal die heimliche Hauptstadt der Venture-Capital-Firmen gewesen. Die seien nun alle zurück nach München. Von den ehemals 300 Firmen seien nur 36 bis 37 geblieben. Finanzinvestoren müsse man nach Berlin holen. Der rührige Unternehmer wird mit seiner Partnerin und ihren beiden kleinen Töchtern aber wohl in Berlin bleiben. Als er sie vor 25 Jahren kennen- lernte war sie Segellehrerin, heute ist sie auch Geschäftspartnerin. Sie genießen ihr Wochenendhaus am Müritzsee und ihr Motorboot dort.

Heik Afheldt war Herausgeber des Tagesspiegels.

Michael Bormann (44), der promovierte

Kaufmann ist

Partner der Sozietät bdp Bormann,

Demant & Partner Hamburg und Berlin

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