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Schwachstelle Fenster: 50 Prozent der Wohnungseinbrüche werden im Erdgeschoss begangen.

© Andreas Gebert / dpa

Michael Müller besucht Präventionsberatung der Polizei: So schützen Sie sich gegen Einbrecher

Am Montag informierte sich Michael Müller bei der Präventionsstelle der Berliner Polizei. Das kann jeder tun. Ein paar der wichtigsten Tipps haben wir für Sie schon einmal hier.

Bei Michael Müller wurde zu Hause bisher nicht eingebrochen. Er habe seine Wohnung gut gesichert, sagt er. Am Montag besuchte er dennoch die Einbruchs-Präventionsstelle der Polizei. „Einige Freunde und viele Bürger haben mir berichtet, dass bei ihnen eingebrochen wurde und ihnen das Thema große Sorgen bereitet“, sagte Müller. Die Statistik belegt dieses: So hat sich die Zahl der Fälle in Berlin in den letzten zehn Jahren verdoppelt: 12 000 Wohnungseinbrüche wurden 2014 verzeichnet.

An vier Tagen in der Woche beraten die Polizisten in der Präventionsstelle und demonstrieren mit Sicherheitsschlössern und einbruchfesten Fensterscheiben, wie sich die Bürger am besten gegen Einbrecher schützen können. Nach Absprache und einer Wartezeit von bis zu zwei Monaten kommen die Berater der Polizei auch nach Hause und schlagen Maßnahmen zum Nachrüsten vor, allerdings nur bei Ein- oder Zweifamilienhäusern, Parterre- und Dachgeschosswohnungen. Diese seien nämlich am gefährdetsten: 50 Prozent aller Wohnungseinbrüche werden dort verübt.

Die Täter können hier besonders gut über offene oder schlecht gesicherte Fenster eindringen und haben somit leichtes Spiel. Eine der ersten Lektionen, die der Präventionsberater Georg von Strünck dem Bürgermeister gab, lautete folglich: immer Fenster schließen und die Tür verriegeln, wenn man aus dem Haus geht. Einer Untersuchung der Polizei zufolge ließen sich allein dadurch rund 25 Prozent der Einbrüche verhindern. Daran merke man, wie wichtig Präventionsarbeit sei, sagt Tanja Knapp, Leiterin der Zentralstelle.

 Michael Müller (3.v.l.) lässt sich in der Einbruchs-Präventionsstelle am Platz der Luftbrücke beraten.
Michael Müller (3.v.l.) lässt sich in der Einbruchs-Präventionsstelle am Platz der Luftbrücke beraten.

© Henrik Pomeranz

Die meisten Einbrecher geben nach drei bis fünf Minuten auf

Während die Beratung unentgeltlich ist, muss man schon mit einigen Kosten für Sicherheitsfenster und -türen, wie sie Müller beim Gang durch die Beratungsstelle gezeigt werden, rechnen. Aber der Regierende Bürgermeister erfährt hier auch: Komplett sicher sind leider keine Türen und Fenster. Wenn die Einbrecher genug Zeit hätten, kämen sie wahrscheinlich überall rein. Besonders, weil viele von ihnen über Technik verfügten, die eigentlich nur für Schlüsseldienste gedacht ist.

„Wenn die Einbrecher aber nach drei bis fünf Minuten nicht reingekommen sind, geben die meisten von ihnen auf“, sagt Präventionsberater von Strünck. Dann steige für die Diebe das Risiko, entdeckt zu werden, überproportional hoch an. Um einen Einbruch zu vermeiden, reiche es meist also, diese kritische Zeit zu überstehen.

Am Tatort gefangen: Alte Frau musste den Einbrecher rauslassen

Auch Nachbarn könnten mithelfen, Einbrecher auf frischer Tat zu erwischen, indem sie schnell die Polizei verständigen, sagen die Berater. 75 Prozent der Festnahmen nach Einbrüchen seien durch schnelle Hinweise von Bürgern zustande gekommen. „Und wenn wir einen mit dem Schraubenzieher in der Hand erwischen, ist das natürlich am besten“, sagt von Strünck.

Trotz steigender Zahlen sei es beruhigend, dass die meisten Einbrecher keine Gewalttäter seien und das Weite suchten, sobald sie entdeckt wurden, sagt der Experte. Eine alte Frau etwa habe in ihrer Wohnung einen Einbrecher auf frischer Tat ertappt, der durchs Fenster gekommen war. Der wollte umgehend flüchten, schaffte es aber nicht, weil die Wohnungstür verschlossen war. Die Frau habe dem Mann, damit der fliehen konnte, erst die Tür aufschließen müssen. Danach habe sie gleich die Polizei gerufen und so konnte der Einbrecher nahe dem Tatort festgenommen werden.

Zahl der Einbrüche in Berliner Wohnungen und Häuser steigt

Schwachstelle Fenster: 50 Prozent der Wohnungseinbrüche werden im Erdgeschoss begangen.
Schwachstelle Fenster: 50 Prozent der Wohnungseinbrüche werden im Erdgeschoss begangen.

© Andreas Gebert / dpa

Die Zahl der Wohnraumeinbrüche hat sich in den letzten zehn Jahren verdoppelt: Während im Jahr 2005 in Berlin noch etwa 6000 Einbrüche gemeldet wurden, waren es 2014 mehr als 12 000, teilte die Polizei mit. Die Zahl der aufgeklärten Straftaten lag dabei nach wie vor um die 800, die Aufklärungsquote hat sich also halbiert. Unverändert scheitern etwa 40 Prozent der Einbrüche. Berlinweit gab es im vergangenen Jahr in Charlottenburg-Wilmersdorf und Mitte die meisten Einbrüche in Wohnungen, teilweise mehr als 650 pro 100 000 Einwohner. Bei Einfamilienhäusern waren Steglitz-Zehlendorf und Reinickendorf traurige Spitzenreiter. Auch hier lagen die Fallzahlen teilweise bei über 650 Einbrüchen pro 100 000 Einwohner.

Der Leiter des Landeskriminalamtes Berlin, Christian Steiof, sagte, generell gebe es in ganz Deutschland eine Tendenz weg von Gewaltdelikten wie Raub und stattdessen hin zu Eigentumsdelikten wie Einbrüchen. Berlin sei mit diesen Zahlen also keine Ausnahme. Ebenso führe der Wegfall der Grenzkontrollen mit zum Anstieg der Einbrüche, so Steiof, da fast die Hälfte der Einbrecher keine deutsche Staatsbürgerschaft hätten.

Tipps zur Prävention: Nachrüstung hilft

Schwachstelle Fenster: 50 Prozent der Wohnungseinbrüche werden im Erdgeschoss begangen.
Schwachstelle Fenster: 50 Prozent der Wohnungseinbrüche werden im Erdgeschoss begangen.

© Andreas Gebert / dpa

Einbrüche können leicht verhindert werden, sagt die Berliner Polizei und gibt Tipps, wie sich das bewerkstelligen lässt. Ein paar davon hier:

Fenster und Türen verschließen

Einfach, aber hilfreich: Wenn man das Haus verlässt, sollte man nicht vergessen, die Fenster zu verschließen und auch die Wohnungstür nicht nur ins Schloss fallen zu lassen, sondern mehrfach abzuschließen. Einer Untersuchung der Polizei zufolge lässt sich so etwa jeder vierte Einbruch verhindern.

Besser sichern

Man muss das eigene Zuhause nicht gleich in ein Fort Knox verwandeln, aber bei Fenstern und Türen etwas nachzurüsten, hilft viel. Spezielle Fenster mit dickerem Glas und abschließbaren Griffen machen hier den Einstieg schwieriger. An Wohnungstüren können Zusatzschlösser mit Sperrbügeln angebracht oder das Türblatt mit einer Stahlblechplatte stabilisiert werden.

Polizei rufen

Wachsamkeit zahlt sich aus, und wenn es nur für den Nachbarn ist. Die Polizei rät dazu, stets auf verdächtige Geräusche, wie klirrendes Glas, zu achten und gegebenenfalls die Polizei zu rufen. Die meisten Einbrüche werden von der Polizei nach Hinweisen von Nachbarn aufgeklärt.

Die Beratungsstelle (Platz der Luftbrücke 5) ist montags von 10 bis 18 Uhr, dienstags bis donnerstags von 8 bis 15Uhr geöffnet. Eine Anmeldung ist nicht notwendig.

Henrik Pomeranz

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