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Berlin: Migranten-Bonus für den öffentlichen Dienst?

Ob bei der Brandkatastrophe in Moabit weniger Menschen gestorben wären, wenn die Feuerwehr mehr Migranten in ihren Reihen hätte, ist nicht zu beantworten. Hilfreich aber wäre es sicher, in kritischen Situationen Menschen in Panik in ihrer Muttersprache beruhigen zu können.

Ob bei der Brandkatastrophe in Moabit weniger Menschen gestorben wären, wenn die Feuerwehr mehr Migranten in ihren Reihen hätte, ist nicht zu beantworten. Hilfreich aber wäre es sicher, in kritischen Situationen Menschen in Panik in ihrer Muttersprache beruhigen zu können. Das gilt nicht nur für ein Feuer, auch auf den Straßen der Stadt brennt es schließlich oft genug. Dazu braucht es nicht viel – abschätzige Blicke, unabsichtliche Rempeleien, belanglose Blechschäden. Dann gehen die Emotionen hoch – und sind von deutschen Polizisten oft nur schlecht zu besänftigen.

Berlin ist eine internationale Stadt mit über 180 Nationalitäten. Im öffentlichen Dienst, vor allem aber bei der Polizei und der Feuerwehr spiegelt sich das kaum wieder. Die „richtigen“ Deutschen sind dort fast unter sich. Das trägt zum Misstrauen der Migranten bei und – berechtigt oder nicht – zum Gefühl: die sind gegen uns, selbst wenn wir ebenfalls deutsche Staatsangehörige sind. Dem Ziel einer friedfertigen Stadt hilft das nicht; gerade in Zeiten wachsender sozialer Spannungen kann aus dem Gefühl der Ausgeschlossenheit ein gefährlicher Funke werden. Und angesichts einer großen Zahl von arbeitslosen Jugendlichen aus Migrantenfamilien muss die Stadt Konzepte entwickeln, diesen jungen Deutschen eine berufliche Perspektive zu geben – auch als Beamte. Dabei kann eine Quote, aber auch eine zusätzliche Förderung für die Eignungsprüfungen für Deutsche mit Migrantenhintergrund helfen.

Es gibt sicher viele Beispiele dafür, dass Minderheitenförderung etwas bringt. Die Quote als dogmatische Begleiterin der Emanzipation hat den Frauen den Weg in die Politik etwas freier gemacht. Niemand würde bestreiten, dass es der Berliner Polizei nutzt, wenn eine junge türkischstämmige Ermittlerin einer deutschen Frau bei der Einstellung vorgezogen wird – bei sonst gleichen Fähigkeiten. Doch Förderquoten lösen gesellschaftliche Probleme nicht. Sie verhelfen Einzelnen, die etwas erreichen wollen, zu einem Job, den sie sonst vielleicht wegen herrschender Vorurteile nicht bekommen hätten. Sie hindern aber viele andere daran, die gesellschaftliche Realität so wahrzunehmen, wie sie ist. Denn es ist eine Tatsache, dass „Migrationshintergrund“ ein Vorteil sein kann, wenn jemand wirklich vorankommen will. Ebenso steht fest, dass die Kenntnis von zwei Kulturen einem das Leben schwer macht, wenn man keine dieser Kulturen ernst nimmt – etwa, indem man ihre Sprache lernt. In den Vereinigten Staaten sehen viele Schwarze zweierlei: Förderpolitik hat ihnen nicht wirklich geholfen. Und die asiatischen Einwanderer zeigen ihnen, dass es ohne „affirmative action“ geht – wenn man will und keinen Kredit erwartet. Bei uns haben sich Politiker und Politmoralisten viele Jahre über die Regeln der Integration getäuscht und sich die Parallelgesellschaften schöngeredet. Das ist vorbei. Förderquoten wären ein Rückfall in die Zeit der naiven Träume. Werner van Bebber

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