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Migrantenprojekt: Hilfe für alleinerziehende türkische Männer

Nur 350 Wörter spricht man in Migrantenfamilien pro Woche miteinander, alleinerziehende Väter haben es besonders schwer. Das Projekt "Generationen im Gespräch in Neukölln" will die Kommunikation unter Migranten fördern.

„Für die Erziehung eines Kindes braucht man ein ganzes Dorf“, lautet ein afrikanisches Sprichwort. Kazim Erdogan hat sich diese Weisheit zu eigen gemacht. Was früher das Dorf leistete, will heute Erdogan zusammen mit seinem Kollegen Gilles Duhem anbieten. Die beiden stellten gestern ihr neues Projekt vor, das den etwas umständlichen Namen „Generationen im Gespräch in Neukölln“ trägt.

Das Ziel des Projekts ist schnell erklärt: Mehr miteinander reden, um Gewalt vorzubeugen. Nach Angaben von Erdogan werden in Migrantenfamilien zu Hause nicht mehr als 350 Wörter jede Woche miteinander gesprochen – dies sei eine wesentliche Ursache für falsche Erziehung und Gewalt. Um das zu ändern verfolgt das Projekt zwei Ansätze: Der erste soll dabei helfen, Mütter und Väter in ihrer Muttersprache zu Elternabenden und Veranstaltungen an die Schule und die Kitas einzuladen, um dort miteinander dann ebenfalls in der Muttersprache über ihre Kinder und deren Bildung zu sprechen. Erdogan versteht die Ängste um türkischsprachige Elternabende, sagt aber auch: „Lieber erreichen wir die Eltern in türkisch, als gar nicht.“

Der andere Teil des Projekts richtet sich nur an Männer und Väter. Diese werden mit ihren Sorgen und Nöten nach Erdogans Angaben oftmals allein gelassen und suchen bestenfalls in der Moschee oder in Teestuben Hilfe. Um das zu ändern wurden Gesprächskreise gegründet, in denen die Männer eingeladen werden, in ihrer Landessprache zu sprechen. So können sie direkt von ihren Erfahrungen untereinander profitieren und sich damit gegenseitig helfen. Die Hälfte der Teilnehmer sind bisher darum auch alleinerziehende Väter, die sich mit Themen wie Erziehung oder der Trennung vom Partner bisher nicht auseinandergesetzt haben und deshalb Hilfe brauchen.

Zwar sagt Erdogan selbst, er „kann auch nicht alle Probleme auf der Welt lösen.“ Seine Ziele seien aber erreicht, wenn er 50 Väter pro Jahr zu gewaltfreier Erziehung motivieren kann. fn

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