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Berlin: Milde Sieger, wilde Verlierer

15 Millionen Euro Spenden für Schloss gesammelt

Der Palast der Republik ist fast abgetragen, der Bau des Humboldt-Forums mit Schlossfassade lange beschlossen. Doch immer noch erhitzt das Schicksal der Asbestruine im Spiegelglaskleid die Gemüter. Klaus Wons zum Beispiel poltert zornig los: „Der Abriss ist für mich ein Kulturverbrechen.“ Wons arbeitete bis zur Schließung als Programmdirektor im DDR-Vorzeigebau. „Das Volk wurde doch gar nicht gefragt“, zürnt er. Einige klatschen, als sich seine Wut entlädt.

Wons zählt zu den „emotionalen Palastbefürwortern“. Das fanden Geschichtsstudenten der Humboldt-Universität heraus, die Zeitzeugeninterviews gesammelt haben. Im Museumsverbund Pankow stellen sie diese Erinnerungen aus. Das feiern die jungen Historiker im Innenhof mit Jazzmusik, Obstsalat und einer Diskussion. Mit Wons debattieren der gelassenere Palastbefürworter Hans-Christian Ströbele (Grüne) und Wilhelm von Boddien, Geschäftsführer des Fördervereins Berliner Schloss.

Moderator Gerd Nowakowski vom Tagesspiegel fragt, ob sich die Beteiligten als Gewinner beziehungsweise Verlierer fühlen. Von Boddien sieht sich auf der Gewinnerseite. Er respektiere seine Gegenspielerin Lieselotte Schulz. „Die eine liebte den Palast, der andere das Schloss – pure Emotion.“ Ansonsten verweist der Initiator des Stadtschloss-Wiederaufbaus genüsslich auf aktuelle Umfragen. Auch im Osten wünsche sich eine Mehrheit das barocke Schmuckstück zurück. Von Boddien spricht mit der Milde des Siegers.

Quergeist wie stets, will ihn Ströbele aber nicht vorschnell mit Lorbeer krönen. „Der Palast wehrt sich“, sagt er. Mit einem lachenden Auge staune er jedes Mal darüber, dass immer noch Reste des widerspenstigen Baus zu sehen seien. Dann stichelt Ströbele gegen seinen Intimfeind und Bundesbauminister Wolfgang Tiefensee (SPD) und zweifelt das Finanzierungskonzept an. Was mache der Minister, wenn die eingeplanten 80 Millionen Euro an Spenden nicht zusammenkämen? Nichts sei fix, sagt Ströbele und erntet „Bravo“-Rufe.

Aus von Boddien kitzelt er dann noch heraus, dass der Förderverein bislang 15 Millionen Euro beisammen habe. Man gehe davon aus, die Summe steige mit Beginn der Bauarbeiten schlagartig an. Bei der Dresdner Frauenkirche sei es auch so gewesen. Dann greift sich eine alte Dame das Mikro. Das letzte Wort hat die Wut der Palastfans.Werner Kurzlechner

Ausstellung bis 25. August im Museumsverbund Pankow, Prenzlauer Allee 227

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