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Berlin bekommt die Masernwelle nicht in den Griff.

© dpa

Mindestens 1400 Fälle in Berlin: Masern-Welle schwappt wieder über

Berlin bekommt die Masern nicht in den Griff – und zwar seit acht Monaten. Heute wird das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) neue Zahlen zu der Infektionskrankheit veröffentlichen.

In Berlin gibt es wohl 1350 im Zuge der aktuellen Welle gemeldete Masernfälle. Maserninfektionen sind zwar meldepflichtig, aber nicht alle Betroffenen gehen sofort zum Arzt, weshalb von mindestens 1400 Fällen ausgegangen werden kann. Wie viele davon derzeit noch ansteckend sind, ist kaum auszumachen.

Nach Tagesspiegel-Informationen wird beim Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lageso) nicht mit einem baldigen Ende der Welle gerechnet. So hatten Ärzte in Berlin in den vergangenen Wochen oft nur zwei, drei Neuinfektionen pro Tag an die Ämter gemeldet. Am Dienstag dieser Woche aber waren es acht Fälle. „Das zeigt uns“, sagte Lageso-Sprecherin Silvia Kostner, „die Epidemie ist nicht vorbei.“ Auslöser der Welle sind wahrscheinlich ungeimpfte Romafamilien aus Bosnien, die im vergangenen Herbst andere Flüchtlinge in einer Berliner Notunterkunft angesteckt haben.

Unklar ist, wieviele Berliner nicht geimpft sind

Dass sich das Virus aber so weit in der Stadt verbreiten konnte, liegt an den vielen mobilen, jungen Erwachsenen, die zuvor noch nicht masernkrank waren oder nie geimpft worden sind – und die deshalb gegen das Virus nicht immun sind. Hinzu kommen erklärte Impfgegner, die vor allem das Impfen ihrer Kinder ablehnen.

Unklar ist, wie viele Berliner nicht oder nur unzureichend geimpft sind: Schätzungen gehen von bis zu 30 Prozent aus. Gesundheitssenator Mario Czaja (CDU) hatte sich für eine Impfpflicht ausgesprochen – insbesondere nachdem im Februar dieses Jahres ein Kleinkind aus Reinickendorf an den Folgen der Krankheit gestorben war. Viele Ärzte sind dafür, die Opposition ist gegen eine Pflicht.

Ein ungeschützter Mensch kann auch aus einigen Metern Entfernung von einem Infizierten angesteckt werden – etwa durch Husten und Niesen. Betroffene bekommen Hautausschlag und sind bis zum Abklingen der Krankheit selbst einige Wochen ansteckend. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) rät bei unklarem Impfschutz dazu, sich notfalls wiederholt impfen zu lassen.

Bundesweite Impfquote: 92 Prozent

Vor wenigen Wochen hatte der Bundestag das Präventionsgesetz von Gesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) abgesegnet. Gröhe ist zwar gegen eine Impfpflicht, das Gesetz aber regelt immerhin: Vor dem Kitabesuch eines Kindes ist eine Impfberatung vorgeschrieben. Ämter dürfen Ungeimpften beim Auftreten von Masern vom Besuch von Schulen und Kitas ausschließen.

Auf der Nationalen Impfkonferenz in Berlin wurde wenig später erklärt, Masern bis 2020 eliminieren zu wollen. Dafür müssten mindestens 95 Prozent der Bevölkerung die empfohlene Zweifachimpfung erhalten haben. Bundesweit liegt die Impfquote derzeit bei 92 Prozent. Die Ausbreitung der Masern ist nicht nur ein deutsches, sondern auch ein europäisches Problem: Seit dem vergangenen Jahr haben sich in sieben europäischen Ländern mehr als 22 000 Menschen mit der Krankheit angesteckt.

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