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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

Missbrauchs-Prozess: Vater gesteht vor Gericht

Nach zehn Jahren erstattete der Sohn Anzeige gegen seinen Vater wegen sexuellen Missbrauchs. Der gesteht die Übergriffe am ersten Tag des Prozesses.

Der Sohn wollte die schrecklichen Momente verdrängen. Er schwieg während der Übergriffe des Vaters und zehn weitere Jahre. Als er 19 Jahre alt war und seine Tante von einem sexuellen Missbrauch eines kleinen Jungen berichtete, kamen die schlimmen Erinnerungen zurück. Jimmy R. offenbarte sich erst der Schwester seines Vaters, ging dann zu einer Beratungsstelle und schließlich zur Polizei. Der Prozess wegen schweren Kindesmissbrauchs begann am Dienstag mit einem Geständnis.

Der 50-jährige Angeklagte hatte die Kapuze seiner dunklen Jacke tief ins Gesicht gezogen, als er in den Gerichtssaal ging. Noch ist Andreas W. ein freier Mann. Haftbefehl wurde nach Bekanntwerden der schweren Anschuldigungen nicht erlassen, weil keine Fluchtgefahr gesehen wurde. Vor dem Landgericht erklärte der nicht vorbestrafte W. nun: „Es ist zutreffend, dass ich mich an meinem Sohn sexuell vergangen habe.“

Vater will Sohn Befragung im Prozess ersparen

Jimmy (Name geändert) war laut Ermittlungen drei oder vier Jahre alt, als es zur ersten Tat in der damaligen Wohnung des Vaters in Wedding kam. „Es tut mir aufrichtig leid, ich bin sprachlos“, erklärte Andreas W. nun. Er könne nicht sagen, warum es geschah. „Die Situation mit Jimmy war von Geburt an schwierig“, hieß es weiter in der Aussage des Angeklagten. Die Mutter habe die Familie verlassen und sich in Köln eine neue Existenz aufgebaut. „Ich war allein mit dem Jungen und fühlte mich überfordert.“

Hilfe aber gab es. Die Schwester von W., die in einer Kita arbeitete, unterstütze Vater und Sohn. Es sei zu Konflikten gekommen, so der Angeklagte. Der Junge war acht Jahre alt, als er zur Tante zog. Die Übergriffe aber hörten erst etwa ein Jahr später auf. W. verging sich noch mehrfach an dem Sohn, wenn dieser bei ihm zu Besuch war. Der Neunjährige wollte es nicht mehr erdulden. Da drohte der Vater laut Anklage mindestens zweimal „ihn der Tante wegzunehmen und ihm Schmerzen zuzufügen“.

Im Prozess geht es um 21 Taten in der Zeit von 1998 bis 2004. Die Anzahl der Übergriffe „scheint zutreffend zu sein“, sagte der Angeklagte. Er wolle seinem inzwischen 20-jährigen Sohn eine intensive Befragung im Prozess ersparen. Nach dem Geständnis muss W. mit einer Strafe zwischen dreieinhalb und vier Jahren Haft rechnen. Ein entsprechendes Verständigungsangebot des Gerichts hat er angenommen.

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