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Berlin: Misshandeltes Baby im Koma

Mutter gestand, das Kind geschüttelt zu haben. Jugendamt ist eingeschaltet

Nach den schweren Misshandlungen, die Ärzte am Dienstag bei einem zwei Wochen alten Baby diagnostiziert haben, ist das Kind derzeit nicht mehr in akuter Lebensgefahr. Der Junge liegt jedoch weiterhin auf einer Spezialstation der Charité für schwer erkrankte Babys und Frühgeburten. „Das Kind wird im künstlichen Koma gehalten und beatmet“, sagte ein Klinik-Sprecher. Eine Prognose zum Krankheitsverlauf und ob der Säugling Schäden zurückbehält, könnten die Ärzte noch nicht abgeben.

Wie berichtet, steht die 25-jährige Mutter des kleinen Leon aus dem Märkischen Viertel in Reinickendorf in Verdacht, ihr Kind misshandelt zu haben. Sie hatte das Baby am Dienstag zu einem Arzt gebracht, weil es nicht mehr ansprechbar gewesen sei. Ihm soll sie erzählt haben, dass Leon ihr „vom Arm gefallen“ ist. Notärzte diagnostizierten schwere Hämatome, Hirnblutungen und ein Blutgerinnsel im Kopf. Diese könnten nur „durch äußere Einwirkungen entstanden sein“, hieß es daraufhin bei der Kripo. Aufgrund ihrer „unglaubwürdigen Angaben“ wurde die Mutter festgenommen und erhielt Haftbefehl mit Verschonung. Sie befindet sich derzeit bei ihren Eltern. „Sie wurde freigelassen, da keine Fluchtgefahr besteht. „Die Frau hat gestanden, das Baby geschüttelt zu haben“, sagte Justizsprecher Michael Grunwald. Durch das Schreien und Quengeln des Babys sei die Mutter „emotional überlastet“ gewesen. Wie jedoch die schweren Blutergüsse und andere Verletzungen zu erklären seien, muss noch untersucht werden. In Ermittlerkreisen der Kripo stieß der Beschluss, dass die Frau wieder nach Hause durfte, auf Unverständnis. „Das Baby hatte auch ältere Verletzungen, die unmöglich nur durch das Schütteln entstanden sein können“, hieß es. Justizsprecher Grunwald bestätigte, dass bei einer ersten gerichtsmedizinischen Untersuchung Verletzungen gefunden wurden, die bereits länger zurückliegen. „Die Ermittlungen dazu dauern an“, sagte er.

Am Donnerstag haben zwei Sozialarbeiter des Jugendamtes die Mutter des Kindes zu einem Gespräch aufgesucht. Bereits am Mittwoch hatte Jugendstadtrat Peter Senftleben (SPD) sichergestellt, dass keiner der Verwandten Zugang zu dem Baby hat, solange es im Krankenhaus liegt. „Nun muss mit der Mutter geklärt werden, was passiert ist, bevor mögliche weitere Schritte eingeleitet werden“, sagte der Jugendstadtrat. Eine Entscheidung, was mit dem Kind geschehe, könne nicht von heute auf morgen getroffen werden.

Nachbarn hatten berichtet, dass sie die Frau seit der Geburt des Kindes Anfang Mai nicht mehr gesehen und kein Babyweinen vernommen hätten. Die Ermittlungen der Polizei ergaben aber, dass sie sehr wohl zu Hause gewesen sei. „Wir haben solche Fälle häufiger: Die Frauen gehen mit dem Baby nicht raus und halten es in der Wohnung still“, hieß es im Fachkommissariat.

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