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Berlin: Misshandeltes Baby weiter in Lebensgefahr

Gegen den Freund der Mutter wurde in der Nacht Haftbefehl erlassen

Der vermutlich misshandelte Säugling, der am Montag mit schwersten Verletzungen ins Krankenhaus gebracht worden war, schwebt weiter in Lebensgefahr. Das teilte eine Sprecherin des Krankenhauskonzerns Vivantes mit. Nähere Angaben oder eine Prognose zum Gesundheitszustand des sechs Monate alten Jungen machte sie nicht. Sie bestätigte aber, dass der Verdacht der Kindesmisshandlung weiterhin bestehe. Der Junge wird im Vivantes-Klinikum im Friedrichshain auf der Säuglingsintensivstation behandelt.

Die 41-jährige Mutter, eine Berliner Modedesignerin, war am Nachmittag bei ihrem Kind im Krankenhaus. Sie war am Vorabend von der Polizei aus der Haft entlassen worden. Ihr 24 Jahre alter Lebensgefährte ist am späten Mittwochnachmittag dem Haftrichter vorgeführt worden. In der Nacht zu heute teilte Justizsprecher Michael Grunwald mit, dass jetzt Haftbefehl erlassen wurde. Der Vorwurf: Misshandlung Schutzbefohlener in einem besonders schweren Fall. Der Mann ist nicht der Vater des Kindes, wohnte aber mit der Mutter zusammen in einer der nobleren Gegenden von Mitte – und er bestreitet alles. Das Paar hatte Polizeiangaben zufolge Montagmittag selbst die Feuerwehr alarmiert, weil das Kind verletzt war. Die Frau meldete, ihr Sohn habe sich erbrochen und anschließend offenbar den Mageninhalt eingeatmet. Die Einsatzkräfte brachten das Baby sofort in das Krankenhaus. Die Ärzte stellten innere Verletzungen sowie Knochenbrüche fest und operierten das Kind sofort.

Sie informierten die Polizei, weil sie durch die Schwere der Verletzungen den Verdacht schöpften, der Säugling könnte misshandelt worden sein. Daraufhin verständigte die Polizei das Landeskriminalamt (LKA), das seitdem gegen die Mutter und ihren Lebensgefährten ermittelt.

Über den aktuellen Stand der Ermittlungen schweigt die Polizei, allerdings hieß es gestern, dass sich der Verdacht gegen den Lebensgefährten der Mutter erhärte. Im Moment gebe es keine weiteren Tatverdächtigen, sagte ein Sprecher. Dazu, ob die Verletzungen möglicherweise durch einen Unfall entstanden sein könnten, äußerte er sich nicht. „All das ist Gegenstand unserer Ermittlungen“, sagte er.

In Berlin gab es in jüngster Zeit häufiger Fälle von Kindesmisshandlung und Vernachlässigung. Im vergangenen Jahr hatte die Polizei eine Zunahme von Kindesmisshandlungen um 19 Prozent registriert, was nach Behördenangaben auch auf ein verändertes Anzeigenverhalten zurückzuführen ist. Um künftig schneller vorbeugend tätig zu werden, hat der Senat ein „Netzwerk Kinderschutz“, etwa für eine bessere Kooperation der Behörden, beschlossen.

Carolin Jenkner

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