zum Hauptinhalt

Berlin: Misshandeltes Kind: Neue Vorwürfe gegen Gesundheitsamt Zeugin hatte Hinweise auf „körperliche Züchtigung“ gegeben

Im Fall des schwer misshandelten Kleinkinds Marie T. waren die Hinweise an das Gesundheitsamt offenbar doch konkreter, als von der Behörde zunächst eingeräumt wurde.

Im Fall des schwer misshandelten Kleinkinds Marie T. waren die Hinweise an das Gesundheitsamt offenbar doch konkreter, als von der Behörde zunächst eingeräumt wurde. Im Fachausschuss der Spandauer Bezirksverordnetenversammlung warf FDP Fraktionschef Karl-Heinz Bannasch gestern Sozialstadträtin Birgit Bialkowski (SPD) versuchte Täuschung der Öffentlichkeit vor.

In einer zuvor verlesenen Presseerklärung hatte sie nur von einem Hinweis auf Zweifel an der „Erziehungsfähigkeit" der Mutter gesprochen. Später musste sie ihren Text um den Zusatz ergänzen, dass sich Angaben einer Zeugin auch auf „körperliche Züchtigung“ bezogen hätten.

In einem zweiten, aus Datenschutzgründen jedoch vertraulichen Papier an die Bezirksverordneten nannte die Stadträtin nunmehr weitere Details. Danach fand auch CDU-Mann Carsten Wolke, dass die Ausgangssituation vom Amt „weiterhin bagatellisiert“ wird. Eine amtsinterne Prüfung hatte zuvor ergeben, dass die Mitarbeiterinnen des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes „nachvollziehbar und ermessensfehlerfrei“ gehandelt hatten, so Rechtsamtsleiter Jürgen Knebel.

Wie zuletzt berichtet, war die Mutter der kleinen Marie am Tag vor dem angekündigten Besuch einer Sozialarbeiterin im Oktober 2002 selbst mit dem damals drei Monate alten Mädchen auf der Behörde erschienen. Das Kleinkind habe einen gepflegten, entspannten, sauberen sowie zufriedenen Eindruck gemacht und gelächelt, wenn die Mutter sprach, erklärte Stadträtin Bialkowski. Man sei aus diesem Grunde sicher gewesen, dass die kleine Marie „gut versorgt“ gewesen sei.

Selbst bei konkreteren Verdachtsmomenten hätte eine weitergehende Untersuchung des Kindes oder eine zwangsweise Wohnungskontrolle ohne Zustimmung der Erziehungsberechtigten nur auf richterlichen Beschluss oder in einer „konkreten Gefährdungssituation“ erfolgen können. Bestärkt wird das Amt durch die Tatsache, dass sich das Mädchen noch bis Januar 2003 in regelmäßiger kinderärztlicher Behandlung befand. Dort waren ebenfalls keine Misshandlungen bemerkt worden, auch die Hinweisgeberin hatte sich nicht wieder gemeldet.

Anfang Dezember war Marie dann nach Hinweisen eines Nachbarn mit Verletzungen am ganzen Körper an ihr Bett gefesselt aufgefunden worden. Die Mutter kam in Untersuchungshaft, das Mädchen befindet sich im Krankenhaus auf dem Weg der Besserung, so Jugendstadträtin Ursula Meys (SPD). Zwei von elf potentiellen Pflegefamilien kamen in die engere Wahl, nächste Woche soll über das neue Zuhause entschieden werden. du-

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false