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Berlin: Misshandlung: Monatelang die eigenen Kinder gequält

Der schwarze Gürtel. Immer war es der schwarze Ledergürtel, mit dem die Mutter oder der Stiefvater zuschlugen.

Der schwarze Gürtel. Immer war es der schwarze Ledergürtel, mit dem die Mutter oder der Stiefvater zuschlugen. Er lag neben der Couch oder neben dem Bett. Immer griffbereit, um den siebenjährigen Marcel, vor allem aber den fünfjährigen Maik zu züchtigen. Monatelang sollen Birgit und Emko R. die Kinder gequält und im Falle von Maik böswillig ihre Fürsorgepflicht verletzt haben. Sie sollen aus Gleichgültigkeit mit dem Jungen nicht zum Arzt gegangen sein, obwohl er eine schwere Kopfverletzung hatte. Seit gestern muss sich das Ehepaar vor dem Amtsgericht Tiergarten verantworten.

Die 36-jährige Mutter ist eine sehr blasse, zierliche Frau. Leise spricht sie; ihre Worte aber lösen Entsetzen aus. "Die Hand haben sie nicht gespürt, das tat nicht weh, auch der Hausschuh wirkte nicht", gestand sie. "Ich schlug auf die Hände, die Oberschenkel, den Po", etwa zwei Mal die Woche. "Weil die Jungens böse waren." Doch weder sie noch ihr Ehemann hätten Maik am Kopf verletzt. "Bei allem Jähzorn muss man wissen, wohin man schlägt", sagte der 35-jährige Stiefvater.

Maik ist das jüngste der insgesamt vier Kinder der Mutter. Er und Marcel stammen aus einer Beziehung von Birgit R., die 1998 im Frauenhaus endete. Weil sie selbst und ihre beiden Kinder aus erster Ehe geschlagen worden seien, sagte die Angeklagte. Damals mussten Marcel und Maik keine Schläge befürchten. "Seinen eigenen Kindern hat er nichts getan." Doch als sie Emko R. heiratete, zog auch der Fluch der Schläge mit in die Weddinger Wohnung. Wut und Ohnmacht von einst schlugen um in Gewalt gegen die damals Verschonten. Laut Anklage mussten die beiden jüngsten Söhne nach Züchtigungen manchmal stundenlang in der Ecke eines Zimmers stehen. Bis sie endlich beteuerten: "Ich bin wieder lieb." Auf Grund der Kopfverletzung von Maik, der jetzt wie Marcel in einem Heim lebt, kam es im Herbst 1999 zur Anzeige durch die Charité. Der Fünfjährige hatte eine 15 mal 5 Zentimeter große, offene Wunde am Hinterkopf, die eineinhalb Monate alt war. Der Junge sei auf dem Spielplatz geschlagen worden, behaupteten die Angeklagten. Am Montag will das Gericht einen Mediziner vernehmen.

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